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Wirtschaft: Klingeltöne laufen schlechter

Umsatz der Berliner Firma Jamba schrumpft

Berlin - Die Geschäfte bei Europas größtem Klingelton-Anbieter Jamba laufen immer schlechter. Aber – sagt Jamba-Chef Markus Berger-de León – immer noch besser als vom Unternehmen selbst erwartet. „Unser Geschäft hängt sehr stark ab von den Inhalten. Im vergangenen Jahr hatten wir großen Erfolg mit dem Crazy Frog“, sagte Berger-de León. Doch so ein Erfolg wie mit dem verrückten Frosch lässt sich nicht einfach wiederholen. Hinzu kam die WM. „Während der Spiele hat keiner auf die Kanäle geschaut, wo wir unsere Werbung schalten“, sagt Berger-de León. Andererseits habe man aber von der WM auch profitiert: Die Kunden haben sich nicht nur den Weltmeistersong der Sportfreunde Stiller auf ihr Handy geladen, sondern auch die Nationalhymne und die Nationalflagge als Bildschirmzierde gleich dazu.

Für das zweite Quartal meldete der US- Mutterkonzern Verisign, der Jamba im Juni 2004 übernommen hatte, für die Berliner Tochter einen Umsatz von 74 Millionen Dollar (rund 59 Millionen Euro). Im ersten Quartal waren es noch 77 Millionen Dollar gewesen und im Vorjahr sogar mehr als doppelt so viel. Das Geschäft mit Klingeltönen sei schwieriger geworden, gibt der Jamba-Chef zu. „Wir haben so strenge Werbevorschriften wie in keiner anderen Industrie“, sagt er. „Wir müssen jedem Kunden einen Warnhinweis schicken, wenn er mehr als 50 Euro im Monat bei uns ausgibt.“ Verbraucherschützer, die Jamba immer wieder irreführende Werbung vorwarfen, sagen, Jamba sei zwar vorsichtiger geworden, habe sich aber dennoch nicht zum Musterknaben entwickelt. Und die Rechnungswarnung sei deshalb nötig, „weil es eben in keiner anderen Industrie so viel Abzocke gibt“, sagte ein Sprecher des Bundesverbands der Verbraucherzentralen.

Branchenexperten sehen gleich eine Reihe von Gründen für rückläufige Umsätze in der Klingeltonbranche: „Die Kunden wurden von der nervigen Klingelton-Werbung fast erschlagen“, sagt Analyst Mathias Birkel von Goldmedia. „Das kann auf Dauer niemand ertragen.“ Gleichzeitig habe der Wettbewerb unter den Anbietern zugenommen, sagt Florian Dickgreber von der Unternehmensberatung AT Kearney. „Das drückt den Preis. Außerdem sind auch die jungen Kunden viel preisbewusster geworden.“ Hinzu kommt, dass die Nutzer statt Klingeltönen lieber „echte“ Musik (Realtones) auf ihr Handy laden oder sich ihre Handytöne und -bilder gleich selbst basteln. „In Italien stellen Nutzer ihre selbst gedrehten Videos auf eine Plattform und kassieren sogar für jeden Download ein paar Cent“, sagt Dickgreber.

Echte Musik soll es auch bei Jamba geben. „Die Testversion unserer neuen Musikplattform wird in einer Woche online gehen“, sagt Berger-de León. Mit 500 000 Songs geht es los.

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