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Wirtschaft: Kommentar: Banken und Börse kommen zu spät

Emotional werde die Debatte über den Neuen Markt geführt, klagen die Börse, die Banken, die Anwälte und Roland Berger. Wo leben die Experten eigentlich?

Emotional werde die Debatte über den Neuen Markt geführt, klagen die Börse, die Banken, die Anwälte und Roland Berger. Wo leben die Experten eigentlich? Fast 350 Unternehmen sind mit ihrer Hilfe an den Neuen Markt gekommen. Glänzende Geschäfte haben ihre Manager versprochen, und die Banken haben die Anleger zum Aktienkauf ermuntert. Viele Aktiensparer haben, zugegeben, überzogen und blind gezeichnet. Aber wer kann sich heute noch über Emotionen wundern - nach dem Kursdesaster der letzten Monate und angesichts der Tatsache, dass viele Manager mit ihren Prognosen geschummelt oder gar kriminell agiert haben, während den Kleinanlegern das Geld in den Fingern zerrann? Wundern muss man sich eher, dass Börse und Banken dem Treiben unseriöser Unternehmen so lange zugeschaut haben. Allmählich reagieren sie. Auch der geplante Kapitalmarktkodex ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber er kommt erst 2002 - und damit zu spät. Eine schärfere Haftung für Manager wäre schon jetzt nötig sowie höhere Strafen und härtere Sanktionen, damit Fälle wie Infomatec oder Metabox endlich die Ausnahme bleiben. Die Studie nennt die Defizite, explizite Forderungen an den Gesetzgeber erheben Börse und Banken aber nicht. Werner Seifert, Chef der Deutsche Börse, der sich ohnehin erstaunlich bedeckt hält, will offenbar das Thema öffentlich nicht diskutieren. Hat er nicht bemerkt, wie der Neue Markt in den Seilen hängt? Weiß Seifert, wie massiv das Vertrauen von Anlegern und Fondsmanagern gestört und die so genannte Aktienkultur in Gefahr ist? Offenbar nicht.

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