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Wirtschaft: Konjugieren Sie

Sacré Bleu! Französische Sprachlehrer in Tokio haben Klage auf Schadenersatz gegen den Gouverneur Shintaro Ishihara erhoben.

Sacré Bleu! Französische Sprachlehrer in Tokio haben Klage auf Schadenersatz gegen den Gouverneur Shintaro Ishihara erhoben. Der hatte rundheraus gesagt, dass Französisch als internationale Sprache überflüssig sei. 21 Kläger, darunter Übersetzer und Lehrer, haben die Klage letzte Woche eingereicht. Die Nachrichtenagentur Kyodo zitiert Ishihara: „Ich muss sagen, dass es keine Überraschung darstellen sollte, dass Französisch als internationale Sprache disqualifiziert ist.“

FranzösischSprechende waren schockiert. „Es ist inakzeptabel, dass er Französisch auf diese Art beleidigt“, sagte der Leiter einer französischen Sprachschule in Tokio, Malik Berkane. „Das ist inakzeptabel“, fügte einer der Kläger, der Französischlehrer Brendan Marcus, hinzu.

Mais non. Wie verarmte Adlige, die immer noch den Familienschmuck tragen, halten viele Japaner, die Französisch sprechen, an der Idee fest, dass es die „Sprache der Diplomatie“ sei. Das hat Generationen von Schülern zum Konjugieren des „subjonctif“ oder des „passé composé“ gezwungen. Aber trotz all seiner Schönheit und Doppelbödigkeit des Savoir-faire, hört man Französisch heute nur auf wenigen diplomatischen Empfängen. Selbst in der EU verliert Französisch gegenüber dem Englischen an Boden.

Auf den Umstand hinweisend, dass manche Zahlen im Französischen tückisch sein können (das Wort für 90 lautet zum Beispiel „quatre-vingt-dix“ oder „vier-zwanzig- zehn“), sagte Ishihara, dass „Französisch eine Sprache ist, die nicht zählen kann“. Selbst Belgien, frankophoner Nachbar Frankreichs, hat für 90 das kürzere und logischere „nonante“ des alten Französisch beibehalten, das in Frankreich selbst nicht mehr verwendet wird.

Französische Politiker waren in der Vergangenheit unfreundlich zu den Japanern. Ex-Premierministerin Edith Cresson sagte einmal, die Japaner erinnerten sie an „Ameisen“, während General de Gaulle einen japanischen Premierminister als „Radioverkäufer“ bezeichnete. Vielleicht rächt sich Ishihara für diese Beleidigungen, indem er die Franzosen angreift, wo es sie wirklich trifft, nämlich bei ihrer geliebten Sprache. Dabei war Ishiharas Sprache auch nicht die der Diplomatie – aber c’est la vie.

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