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Konjunktur: Angst vor der Kreditklemme

Die Gefahr einer Kreditklemme wächst. Linke und Rechte für staatliche Maßnahmen.

Berlin - Der Direktor des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sagte auf einem Diskussionsforum in Berlin, erst in der bevorstehenden Phase der wirtschaftlichen Erholung seien die Unternehmen überhaupt wieder in großem Stil auf Kredite von den Banken angewiesen. „In einem möglichen Aufschwung kann die Kreditklemme zu einem echten Problem werden“, sagte Hüther am Dienstagabend.

Auch der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) sieht diese Gefahr: „Bei den Kreditinstituten stehen hohe Wertberichtigungen bevor, die ihnen wenig Spielraum für Kredite lassen. Zugleich werden aber die Unternehmen Liquidität brauchen“, sagte Wolf auf der Veranstaltung der Senatsverwaltung.

Die Diskutanten waren sich einig, dass die Talfahrt der deutschen Wirtschaft vorerst gestoppt sei. Das war es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten, rasch bildeten sich klare Fronten: Als Direktor des arbeitgebernahen IW vertrat Hüther die klassische Lehre der Angebotspolitik und wiederholte seine Forderungen an die neue Bundesregierung: Die Unternehmenssteuern müssten gesenkt, die Körperschaftssteuer gar abgeschafft werden, die Arbeitnehmer hätten sich mit moderaten Lohnabschlüssen zufriedenzugeben, und die Versorgung der Unternehmen mit Liquidität sei durch den Staat sicherzustellen.

Dierk Hirschel, Ökonom beim Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), vertrat die entgegengesetzte Position: „Unser Geschäftsmodell als Exportweltmeister funktioniert nicht mehr“, sagte Hirschel. Vielmehr müsse der Binnenmarkt gestärkt werden. Dafür seien ein flächendeckender Mindestlohn, Steuersenkungen für die unteren Einkommen und staatliche Investitionen vor allem in Bildung nötig. Mit dem zusätzlichen Geld könnten die Bürger über den Konsum die heimische Wirtschaft stützen, so das Kalkül des nachfragepolitischen Ansatzes von Hierschel. mco

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