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Wirtschaft: Konjunktur: Deutschland und Euroraum wachsen kräftig

Der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland hat nach Darstellung der Bundesbank im Sommer weiter zugenommen. Die entscheidende Triebfeder ist dabei weiterhin der Export.

Der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland hat nach Darstellung der Bundesbank im Sommer weiter zugenommen. Die entscheidende Triebfeder ist dabei weiterhin der Export. "Aber auch die Binnenkonjunktur hat an Schwung gewonnen", schreibt die Notenbank in ihrem am Donnerstag vorgelegten September-Bericht.

Die konjunkturelle Dynamik hat nach Berechnungen der Bundesbank-Volkswirte im ersten Halbjahr knapp 3,5 Prozent erreicht. Aber auch im Juli "war die Industriekonjunktur weiter aufwärts gerichtet". Die Auslandsbestellungen haben im Volumen 20 Prozent höher gelegen als vor Jahresfrist. Die Inlandsnachfrage verlief mit plus 7,5 Prozent im Jahresvergleich dagegen in "etwas ruhigeren Bahnen".

Weiterhin schlecht ist dagegen die Lage am Bau. "Offenbar hat die Bauwirtschaft die Stabilisierungsphase noch nicht erreicht." Im zweiten Quartal fiel der Auftragseingang um 9,5 Prozent niedriger aus als im zweiten Vierteljahr 1999. Für das erste Quartal war nur ein Rückgang von sieben Prozent beobachtet worden. Auch Finanzminister Hans Eichel (SPD) profitiert von der guten Konjunkturentwicklung. Selbst ohne die fast 100 Milliarden Mark aus der Versteigerung der UMTS-Mobilfunk-Lizenzen "dürfte der Bundeshaushalt im laufenden Jahr besser abschneiden als geplant", betont die Bundesbank.

Exporterfolge im Euroraum

Die Wirtschaft in der Euro-Zone und in der gesamten Europäischen Union ist im Verlauf des zweiten Quartals dieses Jahres um 0,9 Prozent und damit im gleichen Tempo wie im Quartal des Vorjahres gewachsen. Das gab das europäische Statistikamt Eurostat am Donnerstag in Brüssel unter Berufung auf erste Schätzungen bekannt. Verglichen mit dem entsprechenden Vorjahresquartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den elf Euro-Staaten um 3,8 Prozent und in den 15 EU-Ländern zusammen um 3,7 Prozent zu.

Hauptstütze des Wachstums im zweiten Quartal war nach Angaben von Eurostat der Export, der zwischen April und Juni um 3,5 Prozent in der Euro-Zone und um 3,4 Prozent in der EU zulegte. Die Importe nahmen mit 4,2 Prozent beziehungsweise 3,8 Prozent noch stärker zu. Neben dem Außenhandel trug auch der Konsum zum Wachstum bei: Die Verbraucherausgaben legten im Verlauf des Quartals um jeweils ein Prozent zu. Bei den Investitionen tat sich indessen nicht viel: Eurostat konnte im Euro-Raum keine Veränderung und in der gesamten EU nur eine Zunahme um 0,1 Prozent ausmachen. Zum Vergleich bot das Statistikamt auch die Wachstumsraten der USA an, wo das BIP im zweiten Quartal um 1,3 Prozent zulegte. In Jahresvergleich stieg die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten um sechs Prozent.

Reformen gefordert

Im Vorfeld der Jahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) kommende Woche in Prag, widmete sich die Bundesbank in ihrem Monatsbericht überdies den nötigen Reformen der beiden Bretton-Woods-Institute. "Tief greifende Veränderungen in der Weltwirtschaft" übten einen "erheblichen Anpassungsdruck" auf die Institutionen aus, schreiben die Volkswirte der Bundesbank. Als "problematisch" bewerten sie die zu "beobachtende Abkehr des Fonds vom Prinzip der katalytischen Finanzierung", also durch die Bereitstellung begrenzter öffentlicher Mittel zunehmend private Geldgeber anzuziehen und damit eine wirtschaftliche Erholung einzuleiten.

An die Adresse des IWF gerichtet, kritisierte die Bundesbank, die hohen Kredite des Währungsfonds tendierten dazu, krisenbedingte private Kapitalflüsse auszugleichen. Eine solche Strategie sei unter "stabilitäts- und ordnungspolitischen Gesichtspunkten höchst bedenklich." Das marktwirtschaftliche Prinzip, "dass Investoren nicht nur Gewinnchancen realisieren, sondern auch Verlustrisiken tragen", werde ausgehöhlt, so die Zentralbanker. Anreizstrukturen würden in Richtung eines risikoreichen Verhaltens verzerrt und künftige Finanzkrisen wahrscheinlicher.

ro

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