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Der Export ist nicht mehr die Paradedisziplin der deutschen Wirtschaft. Das Bild zeigt das Containerterminal Hamburg-Altenwerder.

© dpa

Konjunktur: Deutschlands Wirtschaft kriegt die Kurve

Ende 2012 war der Wohlstand der Deutschen noch geschrumpft - nun geht es wieder bergauf. Einem starken Aufschwung stehen aber Hindernisse im Weg.

Berlin - Die deutsche Wirtschaft gewinnt nach einer Schwächephase im Winter wieder etwas Dynamik. Export und Industrieumsätze legten im März deutlich zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Zuvor hatte es schon gute Nachrichten von Produktion und Auftragseingang gegeben. Nach den roten Zahlen Ende vergangenen Jahres dürfte die Bundesrepublik damit im ersten Quartal 2013 wieder ein Plus geschafft und damit einen Teil der Verluste wettgemacht haben.

Die Exporte legten um 0,5 Prozent im Vergleich zum Februar zu. Da hatte es noch einen Rückgang um 1,2 Prozent gegeben. Im gesamten ersten Quartal lag der Wert der Ausfuhren, unter dem Strich 271,8 Milliarden Euro, allerdings immer noch um 1,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die deutschen Exporte stünden durch die Schwäche des europäischen Pfeilers „sozusagen auf einem Bein“, sagte Anton Börner, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA. „Und anders als bisher konnten die Rückgänge aus dem Europageschäft nicht durch Zugewinne mit Drittstaaten kompensiert werden.“

Derweil nahmen die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes im März 1,7 Prozent mehr Geld ein als im Vormonat. Das war die stärkste Zunahme seit dem Juli 2011. Das Inlandsgeschäft legte um 1,8 Prozent zu, das Auslandsgeschäft um 1,7 Prozent. Die Industrie gilt als Leitsektor für die konjunkturelle Entwicklung, auch wenn die Dienstleistungsbranche längst einen viel breiteren Raum in der deutschen Wirtschaft einnimmt.

Auch die Produktion ist im März so stark gestiegen wie seit einem Jahr nicht mehr, während die Aufträge zwei Monate in Folge um jeweils 2,2 Prozent und damit unerwartet kräftig anzogen. „Der Start ins Jahr ist besser ausgefallen, als dies zeitweise zu erwarten war“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen auch mit Blick auf den langen Winter. Das bestätigen auch die Konkurrenten von der Unicredit. „Die deutschen Unternehmen haben nach einem herben Rückschlag Ende 2012 im ersten Quartal die Wende geschafft“, urteilen sie.

Für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal zeichnen sich damit leicht schwarze Zahlen ab – Banken-Volkswirte gehen von 0,2 bis 0,3 Prozent Wachstum im Vergleich zum Vorquartal aus, einige sehen aber auch ein Plus von bis zu 0,7 Prozent. Kommenden Mittwoch veröffentlicht das Statistische Bundesamt eine erste Schätzung. Auch zur Wirtschaftsentwicklung in anderen Euro-Staaten wird es Daten geben. Nach fünf Minus-Quartalen in der Währungsunion könnte es erstmals Zeichen der Stabilisierung geben. Für das zweite Halbjahr rechnen viele Ökonomen dann mit einem Aufschwung und deutlich positiven Wachstumsraten.

Allerdings sind die Prognosen von Euphorie weit entfernt. „Die schwerwiegenden Nachfragerückgänge aus den europäischen Nachbarstaaten, unserem noch immer größten Absatzmarkt, sind nicht wegzudiskutieren“, sagte BGA-Chef Börner. Vor allem die Lage in Frankreich sehe er mit Sorge. Daneben gilt Japan wieder als ernsthafter Konkurrent, nachdem Tokios Notenbank den Yen mit der Ausweitung der Geldmenge geschwächt hatte. Das kommt dem Export zugute. Ohnehin hatte die Zuversicht in deutschen Chefetagen zuletzt abgenommen. Die EU-Kommission hatte in den vergangenen Tagen bereits ihre Wachstumsprognose für den Euro-Raum gesenkt, die Europäische Zentralbank die Zinsen auf ein Rekordtief gedrückt. Carsten Brönstrup

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