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Wirtschaft: Konjunktur: Die EZB senkt die Zinsen vorerst nicht

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ließ am Donnerstag trotz der spürbaren Konjunkturabkühlung im Euro-Raum alle drei Leitzinsen unverändert, wie die EZB nach telefonischen Beratungen der Währungshüter in Frankfurt mitteilte. Dagegen nahm die Bank von England ihren Leitzins überraschend um 0,25 Punkte auf 5,0 Prozent zurück.

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ließ am Donnerstag trotz der spürbaren Konjunkturabkühlung im Euro-Raum alle drei Leitzinsen unverändert, wie die EZB nach telefonischen Beratungen der Währungshüter in Frankfurt mitteilte. Dagegen nahm die Bank von England ihren Leitzins überraschend um 0,25 Punkte auf 5,0 Prozent zurück. Der Euro reagierte mit leichten Kursabschlägen. Nach einem Tageshoch von fast 0,8850 Dollar fiel die Gemeinschaftswährung zwischenzeitlich auf 0,8785 Dollar zurück.

Die erwartete Zinssenkung im Euro-Raum kommt damit frühestens Ende August. Nach Ansicht von Analysten erhöht der anhaltend negative Konjunkturtrend den Druck auf die Währungshüter, nach der Sommerpause am 30. August die Zinsen zu senken. Am Donnerstag signalisierte ein wichtiger Frühindikator für die zwölf Länder der Währungsunion eine weitere Abschwächung des Wachstums. Das Vertrauen der Verbraucher in die Wirtschaft des Euro-Raums ließ nach Angaben der Europäischen Kommission im Juli zum siebten Mal in Folge nach. Der Index für das Konsumentenvertrauen sei auf 100,6 Punkte von revidiert 101,2 Zählern im Juni gefallen, teilte die Kommission am Donnerstag mit. "Die Zahlen sind etwas schwächer als erwartet", sagte Jeremy Hawkins, Volkswirt bei der Bank of America in London. "Offenbar befand sich die europäische Wirtschaft im Juli in ziemlich schlechter Verfassung."

"Die Daten zeigen, dass sich die schlechte Stimmung in der Industrie zu Jahresbeginn ziemlich schnell auch unter den Konsumenten ausgebreitet hat", sagte Steven Pearson, Volkswirt bei Halifax in London. Auch der Index für die 15 Länder der EU ging weiter zurück. Am größten ist die Skepsis in Irland und in Finnland. Dänemark sei das einzige Land, in dem die Zuversicht wuchs.

Zuletzt hatte die EZB Anfang Mai alle drei Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der wichtigste EZB-Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld liegt seitdem bei 4,50 Prozent. Ein EZB-Zinsschritt nach unten war auf Grund der aktuell noch immer hohen Teuerungsraten in den Euroländern zu diesem Zeitpunkt aber nicht erwartet worden. Zwar hat sich der Preisauftrieb im Euro-Raum zuletzt deutlich abgeschwächt. Die Inflation liegt mit knapp drei Prozent aber nach wie vor weit oberhalb der kritischen Marke von 2,0 Prozent. Ohnehin hatte EZB-Präsident Wim Duisenberg das aktuelle Zinsniveau als "auf absehbare Zeit angemessen" bezeichnet.

Die Bank von England begründete ihre Zinsentscheidung mit der verschlechterten Wirtschaftslage und dem starken britischen Pfund. Vor allem die Exportwirtschaft hatte angesichts des hohen Wechselkurses der Landeswährung auf eine Lockerung der Geldpolitik in London gedrängt. Mit der vierten Zinssenkung seit Jahresbeginn liegt der britische Leitzins auf dem niedrigsten Niveau seit zwei Jahren.

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