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Ein Mechaniker des britischen Triebwerksherstellers Rolls-Royce arbeitet an einem Flugzeugtriebwerk im Werk in Dahlewitz (Brandenburg).

© Patrick Pleul/dpa

Konjunktur: Die Hauptstadtregion ist zuversichtlich

Unternehmen in Berlin und Brandenburg wollen in diesem Jahr investieren und Mitarbeiter einstellen – trotz Risiken in aller Welt.

Die Unternehmen in der Hauptstadtregion sind entspannt, ja optimistisch. Die Mehrheit möchte deswegen in diesem Jahr investieren, wie aus dem aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammern Berlin-Brandenburg hervorgeht. Nur wurden die Betriebe befragt, bevor der US-amerikanische Präsident Donald Trump aus dem Transpazifischen Handelsabkommen TPP ausstieg und sein Einreiseverbot verkündete, also die angekündigte Abschottungspolitik wahrmachte.

Zufrieden und zuversichtlich

Zu Beginn des Jahres schätzte die Mehrheit der rund 1500 befragten Unternehmen ihre Geschäftslage positiv ein – wobei die Betriebe in Berlin zufriedener waren als jene in Brandenburg. In der Hauptstadt nannten 60 Prozent ihre Situation „gut“, im Kammerbezirk der IHK Potsdam 50 Prozent, in Ostbrandenburg 41 Prozent. Sieben Prozent aller Betriebe bewerteten ihre derzeitige Geschäftslage als schlecht. Als Gründe für die tendenziell erfreuliche Stimmung nannte Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, die gute Arbeitsmarktentwicklung in der Region, die wiederum aus der „vielfältigen Unternehmenslandschaft“ resultiere. Zudem werde die Kaufkraft durch die niedrigen Zinsen und Energiekosten begünstigt.

Allerdings gibt es auch Branchen, die in diesem Jahr verhaltener antworteten als im Jahr zuvor: In Berlin taten dies Immobiliendienstleister, in Brandenburg der Handel. Ihn sorgen vor allem die Konkurrenten im Internet und die steigenden Mieten in den Städten.

Ein Drittel der befragten Unternehmen geht dennoch davon aus, dass sich die Geschäfte 2017 eher besser entwickeln, ein Zehntel glaubt das Gegenteil. Im Vergleich zur Umfrage im Herbst 2016 sind die Erwartungen in den Brandenburger Kammerbezirken ein wenig optimistischer, in Berlin etwas pessimistischer. Ein Grund könnte die Befürchtung sein, dass weniger Touristen aus Angst vor einem Terroranschlag in die Hauptstadt reisen.

Betriebe in Investitionslaune

Die Investitionslaune der Unternehmen beschrieb Maik Bethke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus, als „gut, aber nicht euphorisch. 71 Prozent der befragten Unternehmen wollen in diesem Jahr investieren, im vergangenen Jahr wollten dies 75 Prozent tun. Weniger investieren wollen sechs Prozent, nach neun Prozent im Jahr 2016. Besonders günstig wirken hierbei laut Umfrage die Faktoren Nachfrage aus dem Inland, Eigenkapital und Rechtssicherheit: besonders hinderlich sind für die Unternehmen hohe Steuern und Arbeitskosten.

Auffallend sei, dass größere Unternehmen deutlich häufiger investierten als kleinere Unternehmen. Die Gefahr dabei sei, dass sie zu wenig Geld für die Digitalisierung ihrer Prozesse ausgeben und somit irgendwann nicht mehr wettbewerbsfähig sind.

Hier mehr, dort weniger Beschäftigte

Weil die Mehrheit der befragten Unternehmen mit der derzeitigen Geschäftslage zufrieden ist, wollen auch mehr Betriebe als zuvor neue Mitarbeiter suchen. In Berlin plant fast jedes dritte Unternehmen, sein Personal auszubauen, in Brandenburg jedes vierte Unternehmen. Rund jeder achte Betrieb will Personal abbauen. Unter den Unternehmen, die in Ostbrandenburg ihren Sitz haben, ist die Quote mit 17 Prozent etwas höher als in den übrigen Kammerbezirken.

Speziell in Berlin sei die Situation in der Industrie problematisch. Hier würde die Beschäftigungsentwicklung negativ verlaufen, im Dienstleistungssektor dafür recht positiv. Anders ist die Lage dagegen im umliegenden Nachbarbundesland. Deswegen heißt es in dem Report: „Die Personalplanungen in der Brandenburger Industrie entwickeln sich konträr zum Berliner Geschehen.“

Was die Betriebe außerdem nach wie vor beschäftige, sei der Fachkräftemangel – auch wenn vor allem Berlin Talente aus aller Welt anziehe. Mehr als die Hälfte der Befragten sehen darin das größte Risiko für die Entwicklung ihrer Firma in den nächsten zwölf Monaten. Drei Viertel von ihnen plädieren zudem dafür, dass die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg mehr in die Infrastruktur investieren. Davon sollen jene Mitarbeiter profitieren, die täglich zwischen Arbeitsplatz und Wohnort pendeln müssen. Die größten Defizite bestünden im Schienenpersonenverkehr und in der Straßeninfrastruktur.

Unberechenbares Weltgeschehen

Ein Viertel aller befragten Industrieunternehmen geht davon aus, dass es in Zukunft mehr exportieren wird. Die Mehrheit glaubt, dass künftig gleich viel exportiert wird. Jedes achte Unternehmen meint hingegen, die Exportrate werde demnächst abnehmen, in Berlin glaubt das gut jeder fünfte Betrieb. „Wie sich der Zugang zum – vor allem für Berliner Unternehmen – bedeutenden US-Markt entwickeln wird, scheint unberechenbar“, sagte Eder.

Immerhin wurden von Januar bis Oktober 2016 Waren im Wert von 1,6 Milliarden Euro von der Hauptstadt in die USA exportiert. "Und ob der nahende Brexit sich in unserer Region eher negativ oder positiv auswirkt", so Eder, "ist auch kaum vorauszusehen.“

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