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Wirtschaft: Konjunktur: Wo ist denn die Rezession geblieben?

Die amerikanische Wirschaft legte im ersten Quartal um zwei Prozent zu. Man reibt sich die Augen: War alles Reden über eine Rezession nur Panikmache der Medien?

Die amerikanische Wirschaft legte im ersten Quartal um zwei Prozent zu. Man reibt sich die Augen: War alles Reden über eine Rezession nur Panikmache der Medien? Hatte nicht Notenbank-Chef Alan Greenspan - der Mann der Zahlen und Figuren - zu Anfang des Jahres selbst davon gesprochen, das Wachstum sei "nahe Null"? Und hatte die Fed nicht ihre aggressiven Zinssenkungen mit wachsender Furcht vor Rezession begründet? Man kann es wenden wie man will: Rezession bedeutet nun einmal ein schrumpfendes Bruttosozialprodukt in zwei Folgequartalen. Doch es schrumpft gar nichts, und man kann deshalb auch nicht von Rezession sprechen. Im vierten Quartal 2001 kühlte die US-Konjunktur zwar abrupt auf ein Prozent ab. Jetzt hat sich das Wachstum aber schon deutlich zugelegt, obwohl auch die Optimisten nur mit einem Prozent im ersten Quartal 2001 gerechnet haben.

Wer freilich jetzt die Wende verkündet, urteilt kurzatmig. Die Börsen, die besten Indikatoren für die Zukunft, tun das auch nicht; sie haben zum Auftakt der ersten Maiwoche allenfalls verhalten positiv reagiert. Zielführender wäre es, Klarheit zu finden über die Natur dieses eigenartigen Abschwungs. Es klingt trivialer als es ist: Die Wurzeln der Abkühlung liegen im 10-jährigen Boom. Es waren Jahre von Internet, Mobilfunk und Biotech, einer technologischen Revolution, von der die Welt noch lange profitieren wird. Revolutionen fallen nicht vom Himmel, sie brauchen Investitionen und Kapital, um diese zu finanzieren. Davon gab es in den 90er Jahren in Hülle und so billig - manche sagen: zu billig -, dass sich jeder, der wollte, bedienen konnte. Diese Zeiten sind jetzt vorbei. Jetzt herrscht wieder Normalität. Doch die technische Revolution hat das Wachstumspotenzial erhöht und die Produktivität verbessert. Deshalb erlebt Amerika derzeit trotz eines Wachstums von zwei Prozent eine Krise mit Massenentlassungen als Folge. Aber die neuesten Wachstumszahlen könnte auch bedeuten: Die Anpassung an die Normalität verläuft glimpflich.

Rainer Hank

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