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Konjunkturausblick: 2008 ist besser als erwartet

In diesem Jahr wächst die deutsche Wirtschaft noch kräftig – dann geht es deutlich bergab, erwarten Experten. Schuld am Abschwung sind der starke Euro, die Abschwächung der Weltkonjunktur und die hohen Rohstoffpreise.

Der Aufschwung in Deutschland nähert sich dem Ende, doch in diesem Jahr wächst die Wirtschaft stärker als erwartet. Angesichts der teuren Energie, des hohen Euro-Wechselkurses sowie der Konsumschwäche werde sich die deutsche Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr auf nur noch gut ein Prozent annähernd halbieren, prognostizierten mehrere Konjunkturforscher am Montag. Zugleich schnellte die Inflationsrate in den 15 Euro-Ländern im Mai auf 3,7 Prozent, das war der höchste Wert seit Beginn der Währungsunion 1997. „In den nächsten zwölf Monaten verliert der Aufschwung deutlich an Fahrt“, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), in Berlin. Einer Umfrage seines Verbandes zufolge bewerteten die mehr als 20 000 befragten Unternehmen ihre Geschäftslage zum vierten Mal in Folge ungünstiger. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate trübten sich so stark ein wie seit vier Jahren nicht mehr.

In vielen wichtigen Auslandsmärkten habe sich zuletzt eine Abschwächung gezeigt. Diese Lücke beim Export könne die heimische Nachfrage nicht schließen – trotz der zusätzlichen Beschäftigung, sagte Wansleben weiter. Allerdings setzten der starke Euro, die Abschwächung der Weltkonjunktur und das teure Öl „den Unternehmen weniger zu, als das in ähnlicher Konstellation früher zu erwarten gewesen wäre“, sagte DIHK-Chefökonom Volker Treier.

Für das kommende Jahr rechnet die Organisation daher mit einem Wirtschaftswachstum von nur noch 1,0 bis 1,4 Prozent. Zuvor sei in diesem Jahr noch mit einem Plus von 2,3 Prozent zu rechnen – bislang hatte der DIHK eine Rate von 2,0 Prozent angenommen. Wansleben führte dies auf das „fulminante erste Quartal“ zurück. Um die Konjunktur zu fördern, solle die Regierung den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung schnell auf weniger als drei Prozent absenken – derzeit liegt er bei 3,3 Prozent.

Ein ähnliches Bild zeichnet das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Es geht sogar von 2,5 Prozent Zuwachs in diesem Jahr aus – im April hatte die Prognose noch bei 1,7 Prozent gelegen. Dies werde die Arbeitslosenquote von durchschnittlich 9,0 Prozent im vergangenen Jahr auf 7,5 Prozent drücken. Einen weiteren Rückgang auf nur noch 7,2 Prozent erwarten sie im kommenden Jahr bei einem Wachstum von 1,3 Prozent. Auch das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Institut glaubt an dieses Muster. In seiner neuen Prognose heißt es aber auch, dass „im Laufe von 2009 mit einer Anknüpfung an den Aufschwungstrend zu rechen“ sei – vorausgesetzt, dass sich die Finanzkrise, der Euro-Dollar-Wechselkurs oder die Lage bei den Energiepreisen nicht verschärfe.

Am Montag gab es an den Rohstoffmärkten zunächst einen anderen Trend: Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI kletterte in New York zeitweise auf 139,89 Dollar, das war so viel wie noch nie. Auch die in der Nordsee geförderte Sorte Brent kostete so viel wie noch nie. In der vergangenen Woche pendelte der Ölpreis noch um die Marke von 135 Dollar.

Wegen der teuren Energie und zudem gestiegener Lebensmittelpreise erreichte die Teuerung in den Ländern der Euro- Währungsunion im Mai die Marke von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das Statistikamt Eurostat korrigierte damit am Montag seine frühere Schätzung von 3,6 Prozent nach oben. Im April hatte die Jahresteuerung noch 3,3 und im März 3,6 Prozent betragen. Deutschland blieb mit einer Inflationsrate von 3,1 Prozent etwas unter dem Durchschnitt. Am stärksten stiegen die Preise in Slowenien (6,2 Prozent), Belgien (5,1 Prozent), Griechenland (4,9 Prozent) und Spanien (4,7 Prozent). Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte kürzlich damit gedroht, angesichts steigender Preise im Juli erstmals seit einem Jahr die Leitzinsen anzuheben.

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