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Wirtschaft: Konjunkturindex, Beschäftigung und Industrieproduktion steigen an

Die Fakten sind eindeutig: Mit der amerikanischen Wirtschaft geht es weiter aufwärts. Und zwar schneller als im Vormonat.

Die Fakten sind eindeutig: Mit der amerikanischen Wirtschaft geht es weiter aufwärts. Und zwar schneller als im Vormonat. Der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank von Philadelphia ist nach Angaben der Bank vom Donnerstag im September gegenüber dem Vormonat deutlich gestiegen: Er betrug 17,6 Punkte, im August waren es 12,0 Punkte. Damit scheint der Verlangsamungs-Trend des Wachstums in den Vereinigten Staaten der vergangenen Monate in diesem Herbst aufgehoben zu sein.Offenbar ist es den Amerikanern in gleichem Maße gelungen, die Beschäftigung zu steigern. Der Philadelphia-Index für Beschäftigung stieg im September auf 9,9 Punkte. Noch einen Monat zuvor lag der Index bei 6,4 Punkten.

Der Trend zeichnete sich, wenn auch deutlich schwächer, bereits im Spätsommer ab. Der Frühindikator des Conference Boards, New York, aus dem das wirtschaftliche Geschehen in sechs bis neun Monaten zuverlässig ablesbar sein soll, stieg im Juli um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Das Konjunkturbarometer war in den vergangenen zehn Monaten nur einmal, im April, um 0,1 Prozent, gesunken. Im zweiten Quartal 1999 war der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 2,3 Prozent gefallen - nach 4,3 Prozent im ersten Vierteljahr und 6,0 Prozent im Schlussquartal 1998.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung ist in der Woche zum 11. September mit 288 000 leicht zurückgegangen. In der Vorwoche hatten sie noch 292 000 betragen. Viele Volkswirte hatten noch eine etwas geringere Zahl von 286 000 erwartet. Im Vierwochendurchschnitt reduzierte sich die Zahl der Erstanträge marginal: Von 289 000 in der Woche zum 4. September auf 288 750 in der Berichtswoche.

Rund 18 Millionen Arbeitsplätze wurden geschaffen, seit Bill Clinton Präsident der USA wurde. Dank niedriger Arbeitslosenzahlen sind die Arbeitskosten jedoch angestiegen: Im zweiten Quartal erreichten die Kosten pro Arbeitseinheit ein Wachstum von 4,5 Prozent. So stark waren sie zuletzt im ersten Quartal 1994 gestiegen.

Die Industrieproduktion ist in den USA im August um 0,3 Prozent gestiegen. Das teilte die Notenbank Fed am Donnerstag in Washington mit. Analysten hatten nach dem Zuwachs von 0,7 Prozent im Juli keinen Anstieg für August erwartet. Für das außerplanmäßige Wachstum sorgten in erster Linie die Autohersteller und ihre Zulieferer. Die Produktionsauslastung lag im August mit 80,8 Prozent ähnlich hoch wie im Vormonat (80,7 Prozent). Viele Volkswirte hatten eine Auslastung von 80,4 Prozent erwartet. Für das Gesamtjahr prognostiziert das Forschungsinstitut "Economist Intelligence Unit" (EIU) mit 2,4 Prozent eine schwächere Steigerung der Industrieproduktion gegenüber dem Vorjahr als 1998 (3,7 Prozent). Im kommenden Jahr soll die "Talsohle" allerdings überwunden sein: Die Industrieproduktion soll wieder um 3,2 Prozent wachsen.

Die amerikanische Konjunktur befindet sich in der zweitlängsten Aufschwungphase der Geschichte des Landes. Für zunehmende Bedenken sorgt bei den Experten allerdings das Leistungsbilanzdefizit, das im ersten Quartal des laufenden Jahres um elf Prozent auf knapp 70 Milliarden Dollar wuchs. Bis zum Jahresende soll es nach einer Prognose des EIU auf 321,1 Milliarden Dollar angewachsen sein, nach 233,8 Milliarden Dollar im Vorjahr. Für das kommende Jahr sagen die Forscher ein Defizit von 366,4 Milliarden Dollar voraus.

Doch ist damit an der Konjunkturfront der Vereinigten Staaten noch lange nicht alles klar. Es gibt nämlich auch gegensätzliche Signale. Der Index des Verbrauchervertrauens, für viele Volkswirtschaftler der wichtigste Gradmesser des kommenden Konsums, schrumpfte im August um 0,4 Prozent. Und der Vertrauensindex der amerikanischen Einkäufervereinigung, der von den Ökonomen schon beinahe zu einem Frühindikator hochstilisiert wird, sank um vier Prozent. Wie das alles zusammenpasst, weiß aber scheinbar keiner so genau.

Nicht zu unterschätzende Folgen könnte es indirekt dennoch haben: Die Zuversicht der Akteure an der Wall Street nach der Zinserhöhung Ende August, dass in diesem Jahr keine weitere Zinserhöhung mehr droht, ist verflogen - nicht zuletzt angesichts der verwirrenden Daten aus der Wirtschaft. Denn schon wird wieder spekuliert, dass die Notenbank am 5. Oktober auf der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses erneut an der Zinsschraube drehen könnte. Zwar ist aus den beiden offiziellen Preisbarometern, dem "Producer Price Index" und dem "Consumer Price Index", noch keine stärkere inflationäre Beschleunigung abzulesen. Aber Fed-Chef Alan Greenspan ist ja für seine feine Nase in diesen Fragen bekannt.

rst

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