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Hamburgs Herren der Ringe präsentierten dieser Tage ein „Mini-Stadion“ in einem Einkaufzentrum.

© dpa/Christian Charisius

Konkurrenz für Berlin: Hamburgs Wirtschaft mobilisiert für Olympia 2024

Wie in Berlin sehen die Unternehmer der Hansestadt die Chancen der Spiele vor Ort – solange der Hafen in Ruhe gelassen wird.

Olympische Spiele wären eine große Chance für die lokale Wirtschaft: So sieht man das in weiten Teilen der Unternehmerschaft in beiden deutschen Bewerberstädten Berlin und Hamburg. Bisher taten sich deren Verbände schwer mit einem klaren Bekenntnis zu den Spielen – nun wachen die Unternehmen an Spree und Elbe aber auf.

In Hamburg könnte die Olympia-Zustimmung ein wenig größer sein als in Berlin, legen Umfragen nahe: Während sich zuletzt rund 48 Prozent der Berliner für eine Bewerbung ihrer Stadt aussprachen, waren es in Hamburg 53 Prozent. Letztgenannte Zahl stammt aber aus dem Herbst und ist auch noch kein Beleg für echte Olympia-Begeisterung.

So wird es für die Planer in beiden Städten höchste Zeit, einen Stimmungsumschwung herbeizuführen: Im Februar will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) aktuelle Meinungsbilder einholen. Die werden am 21. März, dem Tag der Entscheidung, zentral sein. „Die Kernfrage ist doch: In welcher Stadt ist die Zustimmung der Bevölkerung am größten?“, sagt Christian Klaue vom DOSB.

In Hamburg läuft die PR-Maschine an

Die Begeisterungsfähigkeit der Menschen in der Gastgeberstadt werde im weltweiten Auswahlverfahren eine große Rolle spielen. Die haben die Hanseaten über Jahrzehnte bei ihren Großereignissen Hanse-Marathon und Cyclassics bewiesen. Ob das reicht? Berlin produziert auf der Fanmeile am Brandenburger Tor regelmäßig starke Jubelbilder, die um die Welt gehen.

So rollt in Hamburg die PR-Maschine an. „Feuer und Flamme für Spiele in Hamburg“, lautet das Motto. Vorvergangenen Sonntag gab es eine Party mit Lightshow und Feuerwerk an der Binnenalster, einige tausend Bürger waren dabei. Innen- und Sportsenator Michael Neumann sang zusammen mit dem Lokal-Troubadour Lotto King Karl „Hamburg meine Perle“, die Gebrüder Braun vom Miniatur-Wunderland hatten zuvor eigens ein begehbares Mini-Olympiastadion aufgestellt, in das binnen weniger Tage 75.000 Bürger „ihre“ Sitzplatzfiguren einklebten.

60 Prozent Zustimmung müssen es schon sein

Viele Einzelhändler, koordiniert vom City Management, begleiteten mit eigenen Aktionen die Kampagne. Die Standort- und Tourismusförderagentur Hamburg Marketing unterstützte das Event finanziell. Über die Summe hüllt man sich dort in Schweigen.

Ob die Zeit für die Olympia-Initiative um den Hamburger Unternehmer und Mäzen Alexander Otto (ECE) bis zur nächsten Meinungsumfrage reicht, wird sich zeigen. „Unser Nahziel im Februar lautet 60 Prozent plus X an Zustimmung“, erklärt Otto. Der oberste Olympia-Botschafter Hamburgs weiß den Senat und große Teilen der Wirtschaft an seiner Seite.

„Die Ausrichtung der Spiele wäre der größte denkbare Entwicklungsschub für die Stadt und Region, selbst die internationale Bewerbung würde Hamburg schon stärker auf die Weltkarte bringen“, sagt Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer. Erst vor einem Monat hat sich das Plenum seiner Kammer mehrheitlich – nicht einstimmig – dazu durchgerungen, „das weitere Verfahren zu einer Bewerbung Hamburgs für Olympische Sommerspiele 2024 konstruktiv inhaltlich und finanziell zu unterstützen“.

Hoteliers hoffen, im Hafen ist man skeptisch

Bedenken kommen vor allem aus der Hafenwirtschaft. Die Finanzierung der Spiele wäre angesichts leerer Senatskassen und der Schuldenbremse fraglich. Bis zum DOSB-Entscheid im März macht Hamburgs Handelskammer für Prozess- und Marketingberatung 100.000 Euro locker. Zum Vergleich: In Berlin sammelte die landeseigene Standortförderagentur Berlin Partner nun 150.000 Euro bei 220 Privatunternehmen ein, um eine Marketingkampagne mit dem Slogan „Wir wollen die Spiele“ zu finanzieren, wie Berlin Partner am Freitag mitteilte.

Vor allem Hotel- und Restaurantbetreiber wittern ihre große Chance, sollte ihre Stadt die Spiele ausrichten. In der Hafenwirtschaft wird aber auch eine andere Rechnung aufgemacht: Fünf bis sieben Milliarden Euro dürften allein die Betriebsumsiedlungen und Infrastrukturmaßnahmen kosten, wenn das Olympiagelände wie geplant auf dem Kleinen Grasbrook mitten im Hafen entsteht. Andreas Otto vom Logistikunternehmen Pohl & Co. fürchtet dann um den Zu- und Abfluss zu seinen Lagerhallen und Kaianlagen, sieht das Thema aber einstweilen mit hanseatischer Gelassenheit: „Lass die sich mal alle in ihrer Olympia-Euphorie austoben, wir können erst mal ganz gut mit dem jüngsten Handelskammerbeschluss leben.“ Der sieht die Unterstützung der Kammer nämlich ausdrücklich nur bei angemessener Berücksichtigung der Interessen der Hafenwirtschaft vor.

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