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Wirtschaft: Krankenkassen: Gesundheitsreform wird überschätzt BKK-Verband: Beitrag sinkt ab 2004 nur auf 13,9 Prozent

(brö). Die Beiträge zur Krankenversicherung werden durch die geplante Gesundheitsreform 2004 nicht so stark sinken wie von der Bundesregierung erhofft.

(brö). Die Beiträge zur Krankenversicherung werden durch die geplante Gesundheitsreform 2004 nicht so stark sinken wie von der Bundesregierung erhofft. Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen vermutet, dass die Beiträge im kommenden Jahr von durchschnittlich 14,3 Prozent auf 13,9 Prozent sinken werden – und nicht auf 13,6 Prozent, wie Regierung und Opposition anpeilen. „Die Versicherten haben Anspruch auf seriös durchgerechnete Zahlen statt auf Phantome“, sagte Wolfgang Schmeinck, Vorsitzender des BetriebskassenVerbandes. Das Bundesgesundheitsministerium indes gehe weiterhin von seinem Sparziel aus, sagte ein Sprecher. Allerdings sei noch nicht zum 1. Januar mit einer entsprechenden Beitragssatz-Senkung zu rechnen.

Vor wenigen Tagen hatte bereits der AOK-Bundesverband Zweifel an den Zahlen der Koalition geäußert. BKK-Chef Schmeinck sagte, beim Saldo von Be- und Entlastungen werde es für die Versicherten „nur knapp positiv ausgehen“. Der derzeitige Durchschnittsbeitrag von 14,3 Prozent sei nicht kostendeckend. Für Einzelne könnten die Gesundheitsausgaben „deutlich teurer werden“. Schmeinck verwies dabei auf die höheren Zuzahlungen und Eigenbeteiligungen.

Entscheidend sei, wie viel die Patienten für die neue Zahnersatz-Versicherung zahlen müssten. Sie soll ab 2005 nicht mehr im Leistungspaket der Kassen enthalten sein. Schmeinck bezweifelte, dass der Beitrag bei den gesetzlichen Kassen – wie bislang kalkuliert – nur sechs Euro kosten werde. Eher würden es acht Euro pro Versichertem werden, wobei nicht-erwerbsfähige Familienangehörige mitversichert sein sollen.

Für den Kostenanstieg in diesem Jahr seien erneut die Arzneimittel verantwortlich, die von den Ärzten verordnet würden, kritisierte Schmeinck. Hier werde das Plus bei 6,5 Prozent liegen. Dabei seien neu auf den Markt kommende Medikamente ohne Zusatznutzen der „Kostentreiber Nummer Eins“ . Diese „Scheininnovationen“ machten 20 Prozent aller verordneten Medikamente aus. Als positiv wertete Schmeinck, dass die Kassen diese Präparate nach der Gesundheitsreform nur noch bis zu einer Obergrenze bezahlen müssten. Zugleich beklagte er eine unwirtschaftliche Verordnungspraxis der Ärzte. Sie erlägen offenbar den „Vertriebstechniken der Anbieter“.

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) wies Schmeincks Kritik zurück. Analogpräparate seien keine Kostentreiber, sondern sorgten für Preiswettbewerb und leisteten so einen Beitrag zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen, sagte VFA-Geschäftsführer Ulrich Vorderwülbecke.

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