zum Hauptinhalt
302415_3_xio-fcmsimage-20090929172204-006005-4ac2261cf08d7.heprodimagesfotos84120090930ezb.jpg

© dpa

Kreditklemme: Billiges Geld für die Banken

Die EZB bietet Banken und Sparkassen erneut Milliarden für einen historisch niedrigen Zinssatz von 1,0 Prozent an. Nach Ansicht von Experten wird der Topf aber nicht ausgeschöpft werden.

Die Sorge über eine mögliche Kreditklemme ist bei den Notenbankern im Frankfurter Eurotower nicht verschwunden. An diesem Mittwoch bieten sie Banken und Sparkassen deshalb zum zweiten Mal in diesem Jahr die Gelegenheit, sich für ein Jahr unbegrenzt für den Niedrigzins von 1,0 Prozent mit frischem Geld zu versorgen. Das soll den Geldhäusern Planungssicherheit geben, ihnen Risikoangst nehmen und schließlich verhindern, dass Kreditwünsche von gut laufenden Firmen abgelehnt werden.

Im Juni, beim ersten dieser sogenannten Jahrestender, hatten sich die Banken aus dem Euroraum bei der Europäischen Zentralbank (EZB) die Rekordsumme von 442 Milliarden Euro beschafft. Doch trotz dieser Rekordgeldspritze und eines historisch niedrigen Leitzinses von 1,0 Prozent ist das Thema Kreditklemme seit Monaten in aller Munde. Das liegt unter anderem daran, dass das Geld nicht direkt in Form von Krediten an Unternehmen und Verbraucher weitergereicht wurde. Zeitweise parkten die Geldinstitute mehr als 160 der 442 Milliarden Euro wieder bei der EZB, weil das Geld dort sicher ist, aber auch weil wegen der höheren Einlagezinsen sogar Gewinne gemacht werden konnten.

Allerdings hatte die EZB auch nicht damit gerechnet, dass das Geld sofort weitergeleitet würde. „Es ging der Notenbank darum, den Banken für ein Jahr Planungssicherheit zu geben“, sagt Michael Schubert, Volkswirt bei der Commerzbank. „Erst mittelfristig dürfte auf dem Kreditmarkt ein Effekt sichtbar werden.“

Das gilt auch für den Jahrestender, den die EZB am Mittwoch anbieten wird. Freilich: Die Nachfrage wird deutlich geringer ausfallen, denn die Konjunkturaussichten haben sich aufgehellt, die Risiken im Kreditgeschäft sind gesunken. Außerdem locken gute Geschäfte: Die Marge – die Differenz zwischen dem Zins, den Banken für das EZB-Geld zahlen und dem Zins, den sie für ihre Kredite verlangen – hat sich deutlich verbessert. Banken und Sparkassen verdienen im Kreditgeschäft wieder mehr Geld. Außerdem geben sich die Banken untereinander wieder Kredite. Und es lohnt sich nicht mehr, dass Zentralbank-Geld einfach wieder bei der EZB anzulegen. Dort ist der maßgebliche Zins auf unter ein Prozent gesunken.

Mehr als 100 Milliarden Euro werden die Banken deshalb nach Ansicht von Experten am Mittwoch bei der EZB nicht abrufen. Den Verantwortlichen im Eurotower dürfte das recht sein. Würden es deutlich mehr, kämen sie im nächsten Jahr mit ihrer regulären Zinspolitik in Schwierigkeiten. Angesichts einer anziehenden Konjunktur und wieder leicht steigender Preise erwarten Volkswirte, dass die Notenbanker im zweiten Halbjahr 2010 den Leitzins zumindest um 0,25 Punkte, möglicherweise sogar um 0,5 Punkte auf 1,5 Prozent erhöhen. Dies würde wenig Sinn machen, wenn immer noch reichlich Zentralbankgeld für nur 1,0 Prozent im Umlauf ist.

Außerdem hat die EZB für Dezember schon einen weiteren günstigen Jahrestender angekündigt. Sollte sich die Konjunktur weiter aufhellen und zugleich die Gefahr einer Kreditklemme schwinden, wird sie den Zinssatz dafür möglicherweise erhöhen. Oder sie streicht den dritten Jahrestender ganz. Das wäre der Anfang vom Ende der krisenbedingt sehr großzügigen Geldpolitik.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false