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Autobranche

© dpa

Krisenjahr: 2008 ist für Autobauer gelaufen

Die krisengeschüttelte Autoindustrie steuert nach einem monatelangen Absatzrückgang auf ein miserables Ergebnis zu - in Deutschland das schlechteste seit der Wiedervereinigung. Besonders heftig bekommt BMW die Branchenkrise zu spüren.

Die weltweite Autokonjunktur gerät immer mehr ins Trudeln. Auf wichtigen Märkten wie den USA und Westeuropa ist die Nachfrage wegen der Finanzkrise in den vergangenen Monaten drastisch eingebrochen, fast alle Hersteller überbieten sich derzeit mit Hiobsbotschaften, angefangen von Produktionskürzungen über Stellenabbaupläne bis hin zu Gewinnwarnungen. Auch die deutschen Hersteller hat es mittlerweile voll erwischt. Nach Daimler strich am Dienstag auch BMW seine Erwartungen für dieses Jahr ein zweites Mal zusammen. Die Gewinn- und Absatzziele wurden beerdigt.

In den USA, dem nach wie vor wichtigsten Markt der Welt, brach der Absatz im Oktober um rund 30 Prozent ein. Er habe in 27 Jahren im Geschäft so etwas noch nie erlebt, beschrieb ein fast schon resigniert wirkender GM-Manager die Lage. "Es war, als hätte jemand das Licht ausgeknipst."

Die Globale Autokonjunktur ist betroffen

Auf dem deutschen Markt sieht es nicht viel besser aus. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet wegen der Finanzkrise und der schlechten Konjunktur in diesem Jahr statt der angepeilten 3,2 Millionen Neuzulassungen nur mit maximal 3,1 Millionen. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) geht von einem "kontinuierlichen Schrumpfen“ des Marktes aus. "Ein Gesamtmarkt von rund drei Millionen Neuzulassungen plus oder minus fünf Prozent im Jahr wird künftig als Normalmarkt zu gelten haben", sagte ZDK-Präsident Robert Rademacher der "Automobilwoche".

Erstmals seit fünf Jahren wird in diesem Jahr laut VDA auch der Export schrumpfen. Vor allem in Westeuropa und in den USA leide der Absatz. Viele Hersteller haben schon mit Produktionsstopps und Stellenstreichungen auf die Krise reagiert. In Deutschland hängt jeder siebte Arbeitsplatz von der Autoindustrie ab, die 758.000 Menschen beschäftigt. "Die Finanzkrise wird erhebliche Auswirkungen auf die globale Automobilkonjunktur haben", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann.

Nach der Krise folgt neues Wachstum

BMW-Chef Norbert Reithofer wollte dennoch nicht den Teufel an die Wand malen und warnte vor Hysterie. "Auch wenn diese Krise alles übertrifft, was wir bisher kennen, für unser Unternehmen ist dies nicht die erste herausfordernde Situation", betonte er. Nach Krisen folgten stets Phasen neuen Wachstums. BMW habe schließlich auch schon Ölkrise und das Rover-Debakel in den 90er Jahren überstanden. Von einem drohenden Totalschaden wie die US-Autobauer von General Motors bis hin zu Chrysler sind die deutschen Hersteller ohnehin noch weit entfernt, wenngleich eine gründliche Inspektion wohl auch hierzulande fällig werden dürfte.

Reithofer betonte denn auch, es seien bei allen Problemen immerhin "gute Zeiten, um strukturell etwas nach vorne zu bringen". Im Klartext: Es wird kräftig umgebaut und gespart. Neben dem geplanten Abbau von mehr als 8000 Arbeitsplätzen will Reithofer auch im Einkauf sparen und die Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter neu verhandeln. Denn BMW bekommt die Branchenkrise heftiger zu spüren als zum Beispiel Daimler. Der Stuttgarter Konkurrent leidet zwar ebenfalls unter einem schwachen Autogeschäft, kann dies aber zumindest zum Teil durch sein Lastwagengeschäft kompensieren. Dem Konkurrenten Audi geht es dank neuer Modelle wie dem A4, einer stärkeren Konzentration auf die relativ stabilen Märkte in Fernost und größerer Synergien im Konzernverbund mit der Mutter Volkswagen noch vergleichsweise gut.

Der Neuanfang ist der Elektro-Mini

Die Deutschen haben zwar vieles besser gemacht als ihre amerikanischen Kollegen, aber bei weitem nicht alles richtig. Kritiker werfen der Branche vor, zu lange auf schwere und stark motorisierte Autos gesetzt zu haben.

BMW denkt nun neben der Arbeit an Verbrauchsverbesserungen für die klassischen Autos auch in Sachen Modellpolitik um. Bereits im August hatte der Vorstand den X7, einen weiteren großen Geländewagen-Klon, beerdigt. Ihm folgte jetzt das viertürige Coupe Concept CS. Der Schwerpunkt liegt nun auf Spritspartechnik und alternativen Antrieben. "Wir bündeln unsere Ressourcen ganz klar für Zukunfts-Projekte und neue Technologien", sagte Reithofer. Symbol des Neuanfangs ist der Elektro-Mini, der bei der Automesse in Los Angeles Mitte November präsentiert werden soll. Er soll eine beachtliche Reichweite von bis zu 240 Kilometern haben und in nur zweieinhalb Stunden wieder aufgeladen werden können. (sgo/dpa)

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