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Wirtschaft: Kritik an Versteigerungsverfahren und hohen Preisen - Eichel will sich an Spekulationen über Einnahmen nicht beteiligen

Frankfurt (Main) (AP). Der Milliardenpoker um die begehrten Mobilfunklizenzen mit dem so genannten UMTS-Standard ist voll entbrannt.

Frankfurt (Main) (AP). Der Milliardenpoker um die begehrten Mobilfunklizenzen mit dem so genannten UMTS-Standard ist voll entbrannt. Am Freitag kommender Woche endet die Bewerbungsfrist. Im Juni sollen die Lizenzen versteigert werden. Bereits haben die Telekommunikationsfirmen Protest angemeldet. Sie stören sich an den hohen Lizenzpreisen. So hat der Viag-Interkom-Chef Hans-Burghardt Ziermann nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Focus die Kosten als technologiefeindlich bezeichnet. Die Grundgebühr für einen UMTS-Anschluss würde den Kunden 50 Mark kosten.

Auch die Deutsche Telekom kritisierte das Versteigerungsverfahren. Der Vorsitzende der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Klaus-Dieter Scheurle, beschwichtigte: Die damit verbundenen hohen Kosten seien lediglich Ausdruck des hohen Marktwertes dieser Lizenzen, sagte er. "Die aufgewendeten Mittel sind Zukunftsinvestitionen in einem außerordentlich interessanten Markt, wie sie von jedem anderen Unternehmen in anderen Branchen auch getätigt werden", erkläte Scheurle gegenüber der Börsen-Zeitung. Zudem sei das Verfahren ausgesprochen transparent. Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation hatte vergangenen Montag den Startschuss für die Bewerbungen um die Mobilfunksysteme der dritten Generation "Universal Mobile Telecommunications System" (UMTS) gegeben, mit denen die Datenpipeline fast 200 Mal leistungsfähiger wird.

Zu den Bewerbern zählt auch das Telekommunikations-Unternehmen Mobilcom. Dessen Vorstandsvorsitzender Gerhard Schmid rechnet sich gute Chancen aus, eine der vier bis sechs Lizenzen zu erhalten. Im ZDF erklärte Schmid, dass er sich mit dem starken Partner France Télécom" gut gerüstet fühle. Zusammen mit dem französischen Telefonriesen könne sein Unternehmen 22 bis 24 Milliarden Mark aufbringen und wenn nötig mit Hilfe der Börse auch noch mehr.

Auch die Deutsche Telekom hat Interesse an den Lizenzen. Scharfe Kritik äußerte Telekom-Chef Ron Sommer allerdings an der unterschiedlichen Vergabepraxis innerhalb der Europäischen Union. Nicht nachvollziehbar sei, dass in einzelnen Ländern wie Spanien die Lizenzen quasi zum Nulltarif an heimische Player vergeben würden, während in anderen Ländern wie Großbritannien und Deutschland extreme Summen von 75 Milliarden Mark und mehr dafür aufzuwenden seien, hatte Sommer am Mittwoch bemängelt. Experten erwarten, dass Bundesfinanzminister Hans Eichel bis zu 110 Milliarden Mark für die Lizenzen erzielen wird. Eichel lehnte es ab, sich an Spekulationen zu beteiligen und hat auch schon angekündigt, dass er an seinem Sparkurs festhalten will. Er werde "einen Teufel tun, bei dem Auf und Ab der Märkte jetzt etwas in die Welt zu setzen," sagte er gegenüber dem ZDF. Die Einnahmen will Eichel zum Abbau der Staatsverschuldung einsetzen.

Unterdessen kündigte France-Télécom-Chef Michel Bon an, nach dem Ende der noch laufenden britischen UMTS-Versteigerung Verhandlungen mit dem Mannesmann-Mutterkonzern Vodafone Airtouch über den Mobilfunkbetreiber Orange aufzunehmen. France Télécom wolle das Ende der britischen UMTS-Auktion abwarten, bevor es mit Vodafone in Verhandlungen über einen Orange-Kauf trete, sagte Bon in Paris. Dabei sei es kein Problem, wenn France Télécom und Orange in dem Bieterrennen eine Lizenz erringen würden. "Bei dem Marktinteresse dürfte es nicht zu schwer fallen, eine Lizenz weiterzuverkaufen", betonte der Firmenchef. In Großbritannien übertraf die Versteigerung von fünf Lizenzen bereits alle Vorhersagen: Mit umgerechnet über 72 Milliarden Mark lagen die Gebote zuletzt um ein Vielfaches über den Erwartungen. Vor der für Dienstag angesetzten nächsten Auktionsrunde liegen France Télécom und ihr anglo-amerikanischer Partner NTL im Rennen um die C-Lizenz mit 3,97 Milliarden Pfund vorn, Orange führt bei der E-Lizenz mit 3,94 Milliarden Pfund. Über ihre Tochterfirma Orange bietet auch die Telekom mit.

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