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Wirtschaft: Küchenhelfer beim Konkurrenten kopiert Leifheit wird mit dem Fälscherpreis Plagiarius ausgezeichnet

(ro). Diesmal hat es Leifheit erwischt.

(ro). Diesmal hat es Leifheit erwischt. Der renommierte deutsche HaushaltswarenHersteller hat abgekupfert. Käsehobel, Dosenöffner, Kartoffelschäler und Löffel – gleich ein ganzes Küchenhelfer-Set hat Leifheit nachgemacht. Als Vorlage diente das Original der holländischen Firma Brabantia. Zweifelhafter Lohn für Leifheit: Der Plagiarius 2004, der Negativpreis für skrupel- und einfallslose Nachahmer, der gestern wie jedes Jahr am Rande der Konsumgüter-Messe Ambiente in Frankfurt verliehen wurde.

Vertreter der Firma Leifheit suchte man bei der Preisübergabe allerdings vergebens, als Ex-Ministerpräsident und Jenoptik-Aufsichtsrat-Chef Lothar Spät am Freitag die „Auszeichnungen“ zumindest symbolisch überreichte. Der erste Preis geht an eine taiwanesische Firma, die den Davoser Klappschlitten der Ulmer Firma Rudisport kopiert hat. Den zweiten Platz bekam eine chinesische Firma für die Kopie einer Isolierkanne von Alfi. Prämiert wurden auch das Plagiat eines Spielzeug-Fahrzeugs der Fürther Firma Bruder durch einen holländischen Hersteller und die Kopie eines Radier-Gummi-Sets von Faber-Castell durch eine chinesische Firma.

Gleichwohl: Längst kommen nicht mehr alle Plagiate aus Asien, wie Rido Busse betont. Er hat die Aktion Plagiarius vor mehr als 25 Jahren aus der Taufe gehoben und weiß sich vor Arbeit kaum zu retten. „Amerikaner, Schweizer, Niederländer oder Deutsche sind da nicht besser und nicht schlechter als Chinesen, Australier oder Tschechen“, sagt Busse. Er ist nicht mal überrascht, dass auch Leifheit unter den Nachahmern ist. „Wir hatten auch schon Ikea, Tchibo oder Calvin Klein.“

Busse und Späth warnten in Frankfurt einmal mehr davor, das Thema Nachahmer zu verharmlosen. Es gehe nicht um Kavaliersdelikte, sondern um harte Kriminalität mit gravierenden volkswirtschaftlichen Schäden, die letztlich auch den Verlust von Arbeitsplätzen bei den Originalherstellern zur Folge haben können. „Allein in Deutschland entsteht durch Plagiate jedes Jahr ein Schaden zwischen 35 und 37 Milliarden Euro", sagte Busse. Für die gesamte Welt nennt er die gigantische Summe von 300 bis 400 Milliarden Euro. Zehn Prozent des Welthandels entfalle auf Plagiate.

Zwar gibt es mittlerweile schärfere Gesetze zum Schutz der Originalhersteller. Verstöße können mit Geldstrafen, aber auch mit bis zu fünf Jahren Gefängnis geahndet werden. Faktisch passiert nach Angaben von Busse aber nichts. Allenfalls in Zivilprozessen können sich Hersteller gegen Plagiatoren durchsetzen und die Produkte vom Markt holen. Neue Technologien erleichtern Nachahmern aber das Geschäft. So können Originalverpackungen mit Digitalkameras oder Scannern leicht kopiert werden.

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