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Wirtschaft: Kunden wollen Deutsche Bank verklagen

Kommunen und Firmen fordern Schadenersatz

Frankfurt Am Main /Düsseldorf - Der Deutschen Bank droht Ungemach wegen der Vermittlung riskanter Zinsgeschäfte: Weil Kunden bei so genannten Swaps Millionen verloren, fordern nach mehreren Kommunen nun auch etliche Mittelständler Schadenersatz von der größten deutschen Bank und anderen Instituten. Die Münchner Kanzlei Rössner geht davon aus, dass es etwa 700 Betroffene gibt, wie Anwalt Julian Roberts am Montag sagte. Der Frankfurter Anwalt Klaus Nieding sprach von „fehlerhafter Beratung über die Risiken dieser Geschäfte“ und betonte: „Die Klagen sind vorbereitet.“ Die Deutsche Bank beteuerte erneut, sie habe umfassend beraten und über Risiken aufgeklärt.

Bei Swaps (englisch: „tauschen“) werden feste Zinssätze für Kredite gegen variable getauscht oder langfristige gegen kurzfristige. So können Investoren Geld gewinnen oder verlieren, je nachdem wie sich das Verhältnis der Zinshöhe bei kurzfristigen und langfristigen Anleihen entwickelt. Die Anwälte werfen den Banken vor, diese Geschäfte als Zinsanlage empfohlen zu haben, obwohl es rein spekulative Produkte seien.

Branchenkenner schätzen, dass eine zweistellige Zahl von Kommunen bei dem Institut ein solches Produkt eingekauft hat. Die Münchner Kanzlei vertritt laut Roberts derzeit vier Kommunen und zwölf Firmen, die verschiedenen Großbanken falsche Beratung vorwerfen. Mit gut 20 weiteren Betroffenen gebe es Gespräche. Die Schäden bei den Mandanten lägen zwischen einer und bis zu sechs Millionen Euro. Nieding vertritt mit seinem Partner Andreas Tilp ein weiteres Dutzend Geschädigte.

Unterdessen organisiert die Deutsche Bank nach Millionenverlusten im vergangenen Monat Teile ihres Eigenhandelsgeschäfts um. Finanzkreise bestätigten einen entsprechenden Bericht des „Wall Street Journal“. Im Juli waren den Kreisen zufolge bei der größten deutschen Bank im Eigengeschäft mit europäischen Hochzins-Anleihen und verbrieften Krediten Verluste von rund 100 Millionen Euro entstanden. Die Bank sprach von Spekulationen, die sie nicht kommentieren wolle.

Die in London ansässige Principal Strategies Gruppe, über die die Geschäfte liefen, bleibt den Finanzkreisen zufolge zwar bestehen. Ihre Besetzung werde jedoch zum Teil umorganisiert. Der Vorgang zeigt, dass durch die Ausweitung der Finanzmarktkrise auch Bereiche mit Verlusten zu kämpfen haben, die nicht unmittelbar mit US-Immobilienkrediten niederer Bonität zusammenhängen. Über ihre Risiken in Folge der Finanzkrise hat die Bank im Gegensatz zu manchem Konkurrenten bisher geschwiegen. dpa/bas (HB)

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