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Wirtschaft: Kursentwicklung an den Aktienmärkten: Abwärtsdruck an den Börsen verringert sich

Der Abwärtstrend an den Aktienmärkten hat sich am Donnerstag deutlich abgeschwächt. Schwache US-Konjunkturzahlen und weitere Gewinnwarnungen sorgten zwar für anhaltende Nervosität.

Der Abwärtstrend an den Aktienmärkten hat sich am Donnerstag deutlich abgeschwächt. Schwache US-Konjunkturzahlen und weitere Gewinnwarnungen sorgten zwar für anhaltende Nervosität. Nach dem drastischen Einbruch vom Mittwoch und zunächst weiteren Kursverlusten von bis zu drei Prozent konnte sich der Markt am späten Nachmittag aber fangen. Kurz nach 17 Uhr lag der Deutsche Aktienindex (Dax) nur noch mit 1,1 Prozent im Minus bei 6291 Punkten. Am Neuen Markt fielen die Verluste mit 2,3 Prozent erneut stärker aus. Auch im Dax verloren die Technologiewerte wie SAP, Epcos und Infineon überdurchschnittlich. Besonders unter Druck geriet die Aktie der Deutschen Telekom, die unter 33 Euro fiel - ein Minus von fast sieben Prozent.

Am Morgen waren die Kurse an der Tokioter Börse auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren gefallen. Nach den fortgesetzten Einbrüchen an den Börsen in den USA und Europa angesichts der Konjunkturwarnung der US-Notenbank Fed verlor der Nikkei-Index 491 Punkte oder 3,5 Prozent auf 13 423 Zähler. Dies war der tiefste Stand seit dem 13. Januar 1999. "Die Stimmung am Markt ist im Keller, weil sich die Teilnehmer um die Entwicklung an der Wall Street sorgen", sagte ein Händler. "Nach dem Kurssturz in New York fallen vor allem die Kurse für High-Tech-Werte", sagte Hiroichi Nishi von Nikko Securities. Angesichts revidierter Umsatzaussichten bei japanischen Chipherstellern seien die Aussichten für den Gesamtmarkt weiterhin "düster".

In New York rutschte die Technologiebörse Nasdaq, die am Vortag auf den niedrigsten Stand seit März 1999 eingebrochen war, kaum noch ab und lag sogar zeitweise leicht im Plus - ebenso der Dow-Jones-Index. Dennoch drückten die schwache US-Wirtschaftsverfassung und Gewinnwarnungen von AT & T und Lucent Technologies die Stimmung. Das amerikanische Wirtschaftswachstum betrug im dritten Quartal nur 2,2 Prozent gegenüber 5,6 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres. Damit revidierte das Handelsministerium in Washington das ohnehin schwache Wachstum von ursprünglich 2,4 Prozent noch nach unten. Vor allem die Exporte und die Investitionen der Industrie seien deutlich geringer gewesen als zunächst angenommen.

Damit verdichten sich die Hinweise, dass Europa nun zu den USA aufschließen kann und sich der zehnjährige Boom in den USA dem Ende neigt. In Brüssel sagt EU-Wirtschaftskommissar Pedro Solbes, er hoffe auf eine "weiche Landung" der US-Wirtschaft. Es werde immer deutlicher, dass es der europäischen Wirtschaft gut gehe, während sich die US-Konjunktur abkühle. Die Konjunkturdelle zum Jahresende dürfte im Euroraum nach Einschätzung der deutschen Großbanken spätestens im Frühjahr 2001 wieder überwunden werden. Obwohl in den letzten Monaten dämpfende Faktoren offenbar die Oberhand gewonnen hätten, gebe es keinen Grund für übertriebenen Pessimismus, hieß es in einer Prognose des Bundesverbandes deutscher Banken. Spätestens im Frühjahr werde von den Steuersenkungen in Deutschland, Frankreich und Italien neuer Schwung für die Binnennachfrage ausgehen.

Der Euro konnte erneut davon profitieren. Der Kurs stieg erstmals seit vier Monaten über 0,91 Dollar. Die Europäische Zentralbank berechnete ihren Referenzkurs mit 0,9146 (Vortag: 0,9059) US-Dollar. Damit kostete der US-Dollar 2,1385 Mark. Nach Ansicht des Chefvolkswirts der Deutschen Bank, Norbert Walter, wird der Euro 2001 seinen Aufwärtstrend fortsetzen. "Wir sind mitten in einem Prozess der Neuorientierung." Zum Jahresende 2001 sei auch ein Kurs von 1,05 Dollar je Euro nicht auszuschließen. Über Jahre habe es eine Positiv-Orientierung in Richtung USA gegeben. Nun gebe es deutliche Zweifel an der weiteren Entwicklung jenseits des Atlantiks.

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