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Wirtschaft: Kurz hinterm Gipfel

Die Gewinne der deutschen Großkonzerne schrumpfen. Vor allem Technologieunternehmen und Autobauer haben Probleme

Berlin - Die größten deutschen Unternehmen stehen an einem Wendepunkt. Im dritten Geschäftsquartal konnten die im Deutschen Aktienindex (Dax) vertretenen Konzerne ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr zwar noch deutlich erhöhen. Die Gewinne gingen aber um 20 Prozent zurück. Insgesamt verdienten die 27 der 30 Dax-Werte, die ihre Bilanzen bereits vorgelegt haben, nur noch rund 10,7 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres waren es bei den 27 Unternehmen noch 15,5 Milliarden Euro.

„Die Zeit für eine Konsolidierung der Gewinne ist reif“, sagte Aktienstratege Christian Kahler von der DZ Bank dem Tagesspiegel. „Der Aufschwung dauert verglichen mit den 80er und 90er Jahren schon zu lang.“ Innerhalb der kommenden sechs Monate werde der Dax deshalb zwischen 6200 und 6400 Punkten pendeln. Am Freitagnachmittag notierte er bei 6357 Zählern.

„Das Gewinnwachstum wird zurückgehen“, sagte auch Robert Halver von Vontobel Asset Management. Im kommenden Jahr würden die Jahresüberschüsse nur noch um acht bis neun Prozent wachsen. „Absolut gesehen ist aber auch das noch ein strammer Wert“, sagte Halver. Am Aktienmarkt könne es wegen der vorsichtigen Prognosen sogar noch positive Überraschungen geben.

BANKEN UND VERSICHERUNGEN

Für die Finanzbranche gab das dritte Quartal noch viel Anlass zum Jubeln. Die Schwergewichte Allianz und Deutsche Bank übertrafen mit ihren Gewinnen nicht nur die Milliardengrenze, sondern auch die Erwartungen der Analysten. Fast alle Unternehmen der Branche steuern für das Gesamtjahr auf ein Rekordergebnis zu, selbst die Commerzbank, die im dritten Quartal wegen einer erhöhten Risikovorsorge einen Gewinnrückgang hinnehmen musste.

ENERGIE

Den Versorgern RWE und Eon geht es ebenfalls weiter prächtig – auch wenn das negative Quartalsergebnis bei Eon andere Schlüsse nahelegt. Weil die Bundesnetzagentur dem Unternehmen die Entgelte für den Transport von Strom und Gas zusammengestrichen hatte, musste Eon den Wert seiner Gasverteilernetze berichtigen, auch die Einnahmen sanken. Insgesamt kostete das mehr als eine Milliarde Euro. Die Analysten erwarten trotzdem gute Geschäfte und raten weiter zum Kauf der Aktie.

TECHNOLOGIE

Die bisher veröffentlichten Zahlen der Technologiekonzerne Siemens, SAP und Deutsche Telekom gaben wenig Anlass zur Euphorie. Dennoch revidierten wenige Analysten ihre Prognosen. Obwohl Siemens und Telekom gemessen am Quartalsüberschuss unter den Konsenserwartungen lagen, hielt die Börse still. Beide Konzerne haben ihren Umbau noch nicht abgeschlossen. SAP verdarb dem Markt die gute Laune, weil der Vorstand trotz guter Zahlen seine in der Vergangenheit genannte Zielvorgabe einer operativen Marge von 30 Prozent relativierte. Mehrere Investmentbanken rechnen jetzt mit schlechteren Aussichten für SAP.

AUTOMOBILE

Auch bei den Autobauern sieht es nicht gerade rosig aus, sie präsentierten schwache Zahlen. Selbst bei Branchenprimus BMW stieg der Gewinn langsamer als erwartet. Volkswagen verhagelten die Sanierungskosten das Ergebnis. 700 Millionen Euro musste der Konzern für Abfindungen und den neuen Tarifvertrag aufwenden. Bei Daimler-Chrysler konnte selbst der Gewinn bei Mercedes die Verluste des US-Geschäfts nicht ausbügeln. Von jetzt an kann es eigentlich nur noch besser werden, meinen die Analysten.

HANDEL

Steigende Konsumausgaben und sinkende Arbeitslosigkeit schaffen ein günstiges Umfeld für Handels- und Konsumgüterkonzerne. Auch vorgezogene Käufe wegen der steigenden Mehrwertsteuer sollten die Umsätze ankurbeln. Gleichwohl enttäuschten Metro und Adidas mit ihren Zahlen. Der Aufschwung im Inland ging an Metro vorbei, nur im Ausland konnte der Konzern kräftig wachsen. Adidas wiederum hat vor allem im Ausland neue Probleme: Die für 3,1 Milliarden Euro gekaufte US-Marke Reebok läuft nicht wie erwartet. Bei Henkel gab es dagegen ein solides Gewinnwachstum.

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