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Wirtschaft: Lamy für WTO-Chefposten nominiert

Die Europäische Union wird aller Voraussicht nach den nächsten Chef der Welthandelsorganisation WTO stellen. In einer entscheidenden Phase der Beratungen für die laufende Welthandelsrunde wurde am Freitag in Genf der ehemalige EU-Handelskommissar Pascal Lamy für den Posten nominiert.

Genf (13.05.2005, 19:16 Uhr) - Zuvor hatte der von vielen Staaten der arabischen und lateinamerikanischen Welt gestützte Uruguayer Carlos Pérez del Castillo aufgegeben. Erhebt sich kein Widerspruch bis Ende Mai, dann wird der 57-jährige Franzose im September für vier Jahre Nachfolger des Thailänders Supachai Panitchpakdi (58), der zur UNCTAD wechselte.

Eine dreiköpfige Findungskommission unter Führung der WTO- Botschafterin Kenias, Amina Mohamed, hatte zuvor unter den 148 WTO- Mitgliederstaaten die Chancen der Kandidaten ausgelotet. Dabei zeichnete sich eine deutliche Mehrheit für Lamy ab. Dies teilte Mohamed am Freitagabend den in Genf versammelten WTO-Vertretern mit. Diplomaten zufolge verwies lediglich der Vertreter Costa Ricas darauf, dass es zu Lamy auch Gegenstimmen gebe. Aber auch seine Regierung werde wohl zustimmen, erklärte der Botschafter.

Ein WTO-Generalsekretär kann seinen Einfluss vor allem hinter den Kulissen bei den WTO-Beratungen, die im Einvernehmen (Konsens) enden müssen, geltend machen. In den vergangenen Wochen hatten bereits zwei weitere Kandidaten, der Außenminister von Mauritius, Jaya Krishna Cuttaree, sowie der Genfer Botschafter Brasiliens, Luiz Felipe de Seixas Corrêa, ihre Kandidaturen aufgeben. Die Entwicklungsländer bilden innerhalb der WTO, die über die Einhaltung vereinbarter Handelsregeln wacht, die Mehrheit. Zuletzt hatte aber auch das Schwellenland Indien seine Zustimmung für Lamy signalisiert.

In den vergangenen sechs Jahren hatten sich der Neuseeländer Mike Moore und Panitchpakdi die Amtszeit zu je drei Jahren aufgeteilt. Mit diesem Kompromiss war 1999 eine Lösung in einer schwierigen Auseinandersetzung um die WTO-Spitze gefunden worden.

Sollte Lamy endgültig ernannt werden, muss er die Verhandlungen so geschickt führen, damit das nächste Ministertreffen der WTO im Dezember in Hongkong ein Erfolg wird. Dort soll die 2001 begonnene so genannte Doha-Runde zur Liberalisierung des Welthandels soweit voran gebracht werden, dass ein Abschluss 2006 oder spätestens 2007 möglich ist. Stolpersteine dafür sind vor allem die Agrarberatungen über hohe Subventionen. Die EU als größter Zahler solcher Zuschüsse steht dabei besonders am Pranger. (tso)

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