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Kirschen

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Landwirtschaft: Kaum Kirschen in diesem Jahr

Durch Frost an Ostern fällt die Ernte geringer aus. Die Preise liegen bereits ein Viertel über denen des Vorjahres.

An Ostern ist es passiert. Der starke Nachtfrost über die Feiertage erwischte die gerade erblühten Kirschbäume in diesem Jahr mit voller Wucht. Im Mai war es dann auch noch äußerst trocken. Die Folgen zeigen sich jetzt: Die Ernte wird möglicherweise geringer ausfallen, als es in den vergangenen zehn Jahren jemals der Fall war.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte, rechnen die deutschen Marktobstbauern 2008 mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Ernte von insgesamt gut 47.000 Tonnen: 30.000 Tonnen Süßkirschen und gut 17.000 Tonnen Sauerkirschen. Das wären im Vergleich zum Vorjahr 13 Prozent weniger Süßkirschen und 39 Prozent weniger Sauerkirschen.

Ein weiterer Grund für die kleinere Ernte in diesem Jahr: Die Anbauflächen für Sauerkirschen wurden in den vergangenen Jahren um knapp ein Fünftel verringert: Sie liegen im Marktobstbau nun bei bundesweit 3400 Hektar, wobei die meisten Sauerkirschen in den Bundesländern Sachsen (850 Hektar), Rheinland-Pfalz (830 Hektar) und Thüringen (600 Hektar) angebaut werden. Süßkirschen werden bundesweit auf einer Fläche von gut 5400 Hektar angebaut, wobei sich mit gut 2100 Hektar fast 40 Prozent in Baden-Württemberg befinden.

Kirsche ist nicht gleich Kirsche

Die kleine Ernte bedeutet aber nicht automatisch, dass die Preise steigen. Denn Kirsche ist nicht gleich Kirsche: Werden die meisten Süßkirschen hierzulande über Handel oder Eigenvertrieb direkt verkauft, wird der Großteil der sauren Exemplare eingemacht oder zu Saft und Marmelade verarbeitet. "80 Prozent der Sauerkirschen wandern in Konserven, aus 18 Prozent wird Saft hergestellt“, sagt Helwig Schwartau von der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP).

Das sei auch der Grund, weswegen die geringere deutsche Ernte wohl keine Auswirkungen auf Marmeladen- oder Kirschsaftpreise haben werde. Denn bei der Verarbeitung kommen Kirschen aus ganz Europa zusammen. "Und europaweit gehen wir 2008 von einer guten Ernte aus“, sagt Schwartau. Da von den insgesamt 310.000 Tonnen Sauerkirschen in Europa im vergangenen Jahr lediglich 20.000 aus Deutschland stammten, könne es sein, dass die Preise im Laufe des Jahres sogar noch fielen.

Anders bei den zum Verzehr besser geeigneten Süßkirschen: Der geringere Ertrag auch in ganz Europa führe schon jetzt dazu, dass die Preise knapp ein Viertel über denen des Vorjahres lägen. "Aber die Qualität ist dafür ganz besonders gut“, sagt Schwartau. 

Juliane Schäuble

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