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Landwirtschaft: Lebensmittelpreise werden weiter schwanken

Spekulanten haben die Agrarmärkte entdeckt. Das verstärkt die Preisschwankungen, sagt der ifo-Agrarexperte Manfred Schöpe.

Die drastischen Preisschwankungen bei Lebensmitteln werden nach Einschätzung des Münchner ifo-Instituts kein Einzelfall bleiben. Verbraucher und Bauern in Deutschland müssen sich wegen der Reformen in der EU-Agrarpolitik und Veränderungen des Weltmarkts darauf einstellen, dass Schwankungen der Normalfall werden. "Durch die größere Öffnung zu den Weltmärkten schwanken die Preise mehr", sagte ifo-Agrarexperte Manfred Schöpe. Langfristig werde das Preisniveau steigen. Vor allem für die Bauern bedeuteten kurzfristige Preisschwankungen sehr hohe Risiken, sagte Schöpe. „Zur Zeit der Aussaat wissen die Bauern noch nicht, wie die Preise bei der Ernte sein werden.“ Schöpe empfiehlt daher eine Risikoabsicherung für die Landwirtschaft. "Damit muss sich auch die Agrarpolitik befassen. Versicherungswirtschaft und Warenbörsen tun dies bereits."

Spekulanten entdecken Agrarmärkte

Die EU-Subventionen für die Landwirtschaft hält Schöpe insoweit für sinnvoll, wie sie durch unsere hohen Sozial- und Umweltstandards zu rechtfertigen seien: "Wenn man die europäischen Sozial- und Umweltstandards einhalten will, kann man hier nicht zu Billigpreisen produzieren." In der Vergangenheit seien Preisschwankungen bei Lebensmitteln in Europa durch die gemeinsame EU-Agrarpolitik ausgeglichen worden, sagte Schöpe. "Früher haben die Interventionsbestände eine Pufferfunktion ausgeübt." So sei bei niedrigen Weltmarktpreisen zum Beispiel Butter eingelagert und bei anziehender Nachfrage wieder auf den Markt gebracht worden. "Außerdem haben die Spekulanten, die sich früher auf den Rohstoffmärkten engagieren, inzwischen auch die Agrarmärkte entdeckt. Das verstärkt die Schwankungen." Die Lebensmittelpreise hätten sich in Europa über lange Zeit kaum verändert, sagte Schöpe. "Gemessen an der realen Kaufkraft kostet ein Ei heute sogar deutlich weniger als vor 30 Jahren." Weltweit wachse die Nachfrage nach Agrarprodukten jedoch schneller als das Angebot, so dass im langfristigen Trend mit steigenden Preisen zu berechnen sei. (hah/dpa)

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