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Lebensversicherungen: Weniger Geld fürs Alter

Die Zinsen für Lebensversicherungen fallen. Nach der Allianz senkt auch die Debeka die Gewinnbeteiligung ihrer Kunden.

Berlin - Die Finanzkrise kommt jetzt auch bei den Bürgern an, die für ihr Alter vorsorgen. Die Zinsen für private Lebens- und Rentenversicherungen sinken. Am Freitag teilte die Debeka als letzte der großen Gesellschaften mit, wie sich die Verzinsung ihrer Verträge entwickelt: nämlich nach unten. Um 0,4 Prozentpunkte rutschen die Zinsen unter das Niveau des laufenden Jahres. Dennoch gehört der Beamtenversicherer mit einer Gesamtverzinsung von fünf Prozent noch immer zu den Besten der Branche.

Wie die Debeka leiden alle Versicherer unter den niedrigen Zinsen, die sie derzeit für ihre Kapitalanlagen bekommen. Die Verzinsung zehnjähriger Bundesanleihen ist seit Jahresanfang von 3,4 auf rund 2,6 Prozent gefallen. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Wegen der hohen Nachfrage nach sicheren Anlagen rechnet der Branchenprimus, die Allianz Leben, auf absehbare Zeit nicht mit steigenden Zinsen. „Mit der Anpassung der laufenden Verzinsung der Verträge tragen wir dem historischen Zinstief Rechnung“, sagte Allianz-Leben-Chef Maximilian Zimmerer. Die Zentralbanken der Welt hatten die Leitzinsen auf historisch niedrige Niveaus gesenkt, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Der größte deutsche Lebensversicherer hatte bereits Anfang des Monats mitgeteilt, die laufende Überschussbeteiligung für das kommende Jahr um 0,2 Prozentpunkte zu senken. Die Gesamtverzinsung der Verträge reduziert sich um 0,25 Prozentpunkte auf 4,7 Prozent. Wie bei der Allianz bekommen auch die Kunden der R+V-Versicherung 2011 weniger Zinsen. Dagegen halten die Huk Coburg, die Ergo Lebensversicherung, die Axa und der Berliner Seniorenversicherung Ideal ihr Zinsniveau stabil. Gleiches gilt für den Direktversicherer Cosmos, der eine Gesamtverzinsung von 4,25 Prozent für 2011 garantiert.

Verbraucherschützer gehen davon aus, dass die Zinsen weiter sinken werden. „Wir hatten noch deutlichere Absenkungen erwartet“, sagte Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten (BdV) dem Tagesspiegel. Noch retteten sich viele Versicherer mit langlaufenden, höherverzinsten Wertpapieren in ihrem Portfolio. Doch diese Papiere laufen nach und nach aus. „Wie sollen die Gesellschaften mit neuen Kapitalanlagen vier Prozent erwirtschaften, wenn sie am Kapitalmarkt nur zwei bis drei Prozent bekommen?“, fragt der Versicherungsberater. Denn von Aktien lassen viele Unternehmen die Finger, seit der Börsencrash im Jahr 2003 die Mannheimer Versicherung in die Pleite getrieben hatte. Seitdem investieren die Versicherer die Milliarden ihrer Kunden vor allem in Staats- und Unternehmensanleihen, Pfandbriefen und Immobilien – und leiden unter den niedrigen Zinsen. Rudnik ist daher sicher: „Die Versicherer haben weitere Kürzungen im Blick.“ Schuld ist die Politik, meint Branchenanalyst Manfred Poweleit. EU-Staaten wie Deutschland versuchten, mit den niedrigen Zinsen für Staatsanleihen möglichst unbeschadet durch die Krise zu kommen – „auf dem Rücken der Vorsorgesparer“, kritisiert der Herausgeber des Branchendienstes „map-Report“ und warnt vor Verhältnissen wie in Japan. Dort mussten wegen niedriger Zinsen sieben Lebensversicherer aufgeben.

In Deutschland will sich die Branche mit einer Senkung des Garantiezinses Luft verschaffen. Für neue Verträge wird der Zins höchstwahrscheinlich ab 2012 sinken – ob auf zwei oder 1,75 Prozent steht noch nicht fest. Allerdings löst das nicht das Problem, wie die Versicherer langfristig die Garantien für bereits laufende Verträge erwirtschaften sollen.

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