zum Hauptinhalt

Leiharbeit: Arbeiter zweiter Klasse

Deutsche Leiharbeiter stehen im internationalen Vergleich besonders schlecht da. Dies ergab eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Demnach liegt vor allem der Lohn für Leiharbeit in Deutschland deutlich unter dem der Festangestellten.

Berlin -  „In anderen Ländern ist die Entlohnung besser geregelt“, sagte Claudia Weinkopf, Mitautorin der Studie. Insgesamt wurden sieben europäische Länder untersucht.

In Frankreich etwa sei der Leiharbeitsmarkt wesentlich stärker reguliert. Dort erhalten die Zeitarbeiter mindestens den gleichen Grundlohn wie die Stammkräfte plus einen Aufschlag von 10 Prozent wegen des höheren Entlassungsrisikos. In anderen Ländern wie Schweden und Dänemark gebe es zwar weniger staatliche Regulierung, aber bessere tarifvertragliche Regelungen. In Österreich gelten tarifliche Mindestlöhne sowie vorgeschriebene Zuschläge in Hochlohnbranchen wie der Metall- oder Chemieindustrie.

DGB-Vorstand Annelie Buntenbach kritisierte die deutschen Verhältnisse als Zweiklassenarbeitsmarkt. „Die durchweg schlechte Entlohnung und die fehlende Arbeitsplatzsicherheit sind inakzeptabel“, sagte Buntenbach. Sie forderte gleiche Entlohnung und gleiche Arbeitsbedingungen sowie eine bessere Überwachung der Verleihbetriebe.

Nach Zahlen des statistischen Bundesamtes vom Mittwoch sind in Deutschland 610 000 Menschen als Leiharbeiter beschäftigt. Der Arbeitgeberverband BDA verteidigte Zeitarbeit als Instrument, um in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Arbeitsplätze zu sichern. Der Bundesverband Zeitarbeit kritisierte die Bezeichnung als „atypische“ Beschäftigung. Die Bezahlung von Zeitarbeitnehmern basiere fast vollständig auf eigenen Tarifverträgen mit entsprechender sozialer Absicherung. Zeitarbeit solle daher als reguläres Arbeitsverhältnis bezeichnet werden.

Unterdessen forderte auch Verdi-Chef Frank Bsirske eine Rückkehr zum Prinzip der gleichen Bezahlung von Stammbelegschaft und Leiharbeitern. Diese sei von den Arbeitgebern mit Unterstützung der christlichen Gewerkschaften unterlaufen worden. dg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false