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Leitwährung: Der Dollar, die Krise und das System

Amerikas Haltung zu dem Vorstoß aus China ist eindeutig: Eine Abkehr vom Dollar als globale Leitwährung kommt für Washington nicht in Frage.

Washington/Peking - US-Finanzminister Timothy Geithner sagte am Mittwoch in einer Kongressanhörung auf die Frage, ob er einen solchen Schritt kategorisch ablehne: „Ja, ich würde es tun.“ Der Dollar werde noch lange Leitwährung bleiben. Ähnlich äußerte sich Zentralbankchef Ben Bernanke. Auch Präsident Barack Obama hatte erklärt, er sehe „keinen Bedarf für eine globale Währung“. Der Dollar sei derzeit „außergewöhnlich stark“.

Doch wird sich die Idee so schnell nicht aus der Welt schaffen lassen. Denn China ist mit seiner Forderung nicht allein. Neben der drittgrößten Volkswirtschaft haben sich in den vergangenen Wochen auch Russland sowie mehrere Entwicklungs- und Schwellenländer für eine Globalwährung ausgesprochen. Auch ein Expertengremium der Vereinten Nationen unterstützt die Idee. Dessen Vorsitzender, der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, erklärte kürzlich in einem Tagesspiegel-Interview: „Das derzeitige System, das auf dem Dollar basiert, hat fundamentale Mängel.“ Eine Erweiterung auf ein System mit zwei oder drei Schlüsselwährungen, sei ebenfalls keine Option, weil es noch unstabiler wäre. „Deswegen brauchen wir eine globale Reservewährung.“

Seit Jahren versucht China, seine gewaltigen Devisenreserven – mit knapp zwei Billionen Dollar die höchsten der Welt – in politisches Kapital umzumünzen. Mit dem Vorstoß untermauert die Volksrepublik kurz vor dem Londoner Weltfinanzgipfel am nächsten Donnerstag, dass sie nicht nur groß ist, sondern auch stark sein will.

Die brisante Forderung hatte China in einem Essay des Zentralbankchefs Zhou Xiaochuan platziert. Die Weltwirtschaft dürfe nicht länger an der US-Währung hängen, schrieb er und plädierte für die Einführung einer globalen Leitwährung unter Aufsicht des Internationalen Währungsfonds (IWF). „Eine überhoheitliche Leitwährung, die von einer globalen Institution gemanagt wird, könnte genutzt werden, um globale Geldflüsse einerseits zu schaffen und andererseits zu kontrollieren“, schrieb Zhou. „Der Ausbruch der Krise und ihr Ausbreiten auf die gesamte Welt haben die Verwundbarkeit und die systemischen Risiken des derzeitigen internationalen Währungssystems gezeigt.“Bernhard Bartsch (mit dpa)

Bernhard Bartsch (mit dpa)

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