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Energieversorger: Lekker Versorger zu verkaufen

Vattenfall muss das deutsche Nuon-Geschäft abstoßen. Den Kunden nützt das.

Berlin - Verbraucherschützer und Wettbewerber des Energiekonzerns Vattenfall begrüßen, dass das Unternehmen das Deutschlandgeschäft des Konkurrenten Nuon nicht übernehmen darf. „Das ist eine gute Nachricht für die Stromkunden“, sagte Holger Krawinkel, Energieexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen VZBV, dem Tagesspiegel am Dienstag. „Es wäre ein fatales Signal gewesen, wenn Vattenfall Nuon einfach hätte schlucken dürfen“, sagte Krawinkel. „Der Wettbewerb auf dem Strommarkt kommt gerade erst in Gang.“ Zwar genehmigte die EU-Wettbewerbsbehörde am Montag den Kauf Nuons durch Vattenfall. Allerdings mit der Auflage, das Geschäft mit Endkunden in Deutschland zu verkaufen.

Die Konkurrenz ist erleichtert: „Vattenfall ist mit dem Versuch gescheitert, einen lästigen und erfolgreichen Konkurrenten einfach zu schlucken“, hieß es beim Energieversorger Lichtblick. Das Unternehmen, das bundesweit Ökostrom verkauft, hatte in Brüssel Beschwerde gegen das Geschäft eingelegt. Auch der Bundesverband Neuer Energieanbieter BNE, dem Wettbewerber der großen Stromkonzerne angehören, begrüßte die Entscheidung. BNE-Geschäftsführer Robert Busch sagte, er gehe davon aus, dass es für die deutsche Nuon-Tochter viele Interessenten geben dürfte. „Wer sein Geschäft in Deutschland ausbauen will, kann hier viele Kunden gewinnen und auf eine starke Marke zugreifen“, sagte Busch.

Vattenfall ist Hauptenergieversorger in Hamburg und Berlin, Nuon einer der wichtigsten Wettbewerber in beiden Städten. Nuon hat nach eigenen Angaben insgesamt 275 000 Strom- und 35 000 Gaskunden. Nuon-Sprecherin Mandy Ros sagte dem Tagesspiegel am Dienstag, für die Kunden werde sich zunächst nichts ändern. „Nuon Deutschland besteht weiter. Produkte, Dienstleistungen und Vertragsbedingungen für die Kunden bleiben unverändert.“ Man suche nun einen neuen Anteilseigner, sagte Ros, „so bald wie möglich“.

Wer bei Nuon zum Zuge kommen wird, ist ungewiss. „Ausgeschlossen ist nichts“, sagte Claudia Kemfert, Energieexpertin beim Wirtschaftsforschungsinstitut DIW in Berlin. In Frage komme sowohl ein Zusammenschluss kommunaler Versorger als auch ein ausländischer Konzern. Als internationale Akteure, die Interesse am deutschen Markt haben, gelten Unternehmen wie die französische Gaz de France/Suez und Gasprom aus Russland. „Wir sind seit längerem daran interessiert, in Deutschland das Geschäft mit Endkunden aufzubauen“, sagte Burkhard Woelki, Sprecher von Gasprom Deutschland. Zu einem möglichen Übernahmeangebot für Nuon Deutschland wollte er sich nicht äußern.

Auf europäischer Ebene sieht DIW-Expertin Kemfert die Übernahme von Nuon durch Vattenfall kritisch. „Es entsteht der Eindruck, dass sich die großen Konzerne immer mehr ausbreiten und kleinere Anbieter vom Markt verschwinden“, sagte Kemfert. So genehmigte die EU-Kommission am Dienstag die Übernahme des niederländischen Versorgers Essent durch die deutsche RWE. Die EU gab den Kauf unter der Bedingung frei, dass RWE die Kontrollmehrheit von Essent an den Stadtwerken Bremen abgibt.

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