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Schöne neue Welt. Wer keine Zeit für eine Präsenz-Weiterbildung hat, kann sich per Videoseminar im Internet weiterbilden. Die Kurse sind günstiger als Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht und man ist zeitlich flexibel. Allerdings gibt es keine Nachweise. Foto: fotolia

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Wirtschaft: Lernen mit Aussicht

Man muss nicht immer in Seminare gehen. Es gibt zunehmend Anbieter, die ihre Kurse per Video anbieten.

Der nächste Urlaub steht an, Reiseziel: die französische Südküste. Da würden ein paar Kenntnisse der Landessprache nicht schaden, immerhin teilt man damit auch ein Stück weit die Kultur des anderen Landes. Und für den Job wäre es auch optimal, die Französischkenntnisse zu vertiefen. Eine neue Sprache lernt man am besten, wenn man sie mit anderen spricht. Aber einen Kurs hätte man vor Monaten anfangen müssen, bei einem ohnehin schon vollen Terminkalender. Bei der Vorstellung allerdings, sich nun mit einem Vokabelbuch hinzusetzen, kommt wenig Freude auf. Die Lösung kann ein Videoseminar per Internet sein. Das garantiert in der Regel volle Flexibilität, wann man lernen will, und kostet meist auch deutlich weniger als ein Präsenzkurs.

Weil heute viele Haushalte über einen schnellen Internetanschluss via Breitband verfügen, hat sich das Angebot an Videoseminaren aller Art im Netz rasant vergrößert. So lassen sich genauso Kurse zu Themen wie Zeitmanagement, Körpersprache im Beruf, Mitarbeitergespräche führen, Finanzbuchhaltung, PC-Kenntnisse und Sprachen finden wie selbst zu Babymassage, Angeln und Golfen. Andererseits lassen sich mittlerweile auch ganze Uni-Vorlesungen vom Sofa aus belegen. Einen Überblick über all diese Angebote zu bekommen, ist allerdings schwierig. Allein die Wörter in der Suchmaschine einzugeben, führt oft nicht zu einem Treffer. Einfacher ist es, die Seiten der Anbieter direkt anzusteuern und dort nach dem gewünschten Thema zu suchen.

Die Anbieter, das sind einerseits häufig private Unternehmen auf dem Weiterbildungsmarkt, die bisher allein Präsenzseminare angeboten haben und sich nun eine weitere Zielgruppe erschließen wollen. Auf der anderen Seite kommen dazu immer mehr Online-Plattformen, die sich auf Videoseminare spezialisiert haben wie beispielsweise Pink University, Lecturio oder Edudip. Hier bezahlt man die Kurse entweder einzeln oder in Form von Monatspaketen, mehr als 100 Euro sind in der Regel selbst für eine Weiterbildungsreihe nicht fällig. Manche Videos stehen daneben sogar kostenlos zur Verfügung.

Um die Qualität eines Videoseminars einschätzen zu können, gibt es einige Anhaltspunkte. Die erste Frage ist, wie das Thema präsentiert wird. „Es sollte zu Beginn eines Videoseminars immer einen Überblick geben, in welcher Reihenfolge welche Inhalte bearbeitet werden“, sagt Deltef Krömker, Professor an der Goethe-Universität Frankfurt am Main im Bereich Informatik. Zudem sollten Video und Begleitfolien immer zeitgleich angezeigt werden, um sich besser orientieren zu können. Auch ein Glossar für fachspezifische Wörter sei ein Qualitätsmerkmal. „Noch wichtiger ist es allerdings, dass es am Ende einer Videoeinheit immer einen Selbsttest gibt. Sonst bleibt wahrscheinlich doch nur sehr wenig hängen.“ Welche Anbieter und Themen im Netz bereits viele Nutzer gefunden haben, zeigt die folgende Übersicht.

SPRACHEN LERNEN

Wer eine neue Fremdsprache mithilfe eines Videoseminars lernen will, kann sich zum Beispiel von der Online-Plattform dalango oder LinguaTV helfen lassen. Die Sprachenauswahl beschränkt sich allerdings auf die gängigen: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch. Nach einer kostenlosen Registrierung stehen einige Videos umsonst zur Verfügung. So kann man sich auch einen ersten Eindruck verhscaffen ob einem die Art der Darstellung und die Qualität gefällt. Beide Portale zeigen in den Videos Alltagssituationen, in denen Muttersprachler kleine Dialoge führen. Dazu gibt es Untertitel, um die Sätze auch vor Augen zu haben und mitsprechen zu können.

Diese Sprachportale eignen sich für jeden, der in kurzer Zeit Grundkenntnisse einer neuen Sprache erlernen möchte, um diese beim nächsten Urlaub auszuprobieren oder sich überhaupt erst einmal an die fremde Sprache zu gewöhnen. Wer beruflich eine neue Sprache lernen will, sollte allerdings weiterhin auf die Präsenzkurse setzen, um am Ende auch eine Bescheinigung über die erfolgreiche Teilnahme in den Händen zu halten – diese bieten beide Portale nämlich nicht.

BUCHHALTUNG, PC-KENNTNISSE, JURA

Wer im Beruf weiterkommen will, sucht vielleicht eher nach Weiterbildungen zu Finanzen, Recht und Computerkenntnissen. Plattformen mit entsprechenden Angeboten sind zum Beispiel Pink University, Lecturio oder der VideoCampus vom Verlag Dashöfer. Die Dozenten sind hier meist Experten aus Unternehmen, selbstständige Berater oder Wissenschaftler. Jeder soll sich hier einen Einblick in die jeweiligen Themen verschaffen können. Das Portal Lecturio wirbt außerdem speziell dafür, dass selbst Führungskräfte und Experten noch etwas dazulernen können.

Der Vorteil bei Lecutrio ist zumindest, dass Nutzer direkt zu den einzelnen Kursen ihre Bewertung abgeben können. Außerdem lassen sich die Angebote laut Anbieter auch problemlos auf mobilen Geräten wie Tablet-PC und Smartphone nutzen. Ein Zertifikat bieten die genannten Plattformen allerdings auch nicht an. Wer also einen Nachweis für seine Bewerbungsunterlagen benötigt, ist auch hier an eine Präsenzveranstaltung gebunden.

WORK-LIFE-BALANCE

Auch bei diesen Themen bieten die Plattformen Pink University und Lecturio derzeit die größte Auswahl an Kursen, wobei es bei den Angeboten von Lecturio stets um die Verbindung zum Job geht. Bunter sieht es bei Pink University aus, hier trifft man zum Beispiel auf die Boxweltmeisterin Regina Halmich, wenn man sich für den Kurs „Box dich fit mit Regina Halmich“ entscheidet. Dieser soll sich laut Anbieter sowohl für Anfänger als auch Profis eignen. Über elf Übungen geht es dabei etwa um Bodenübungen, das muskuläre Gleichgewicht oder Kraft- und Ausdauertraining. Die Einheiten dauern um die 20 Minuten und kosten zusammen nicht mehr als 15 Euro.

Der Angelkurs dagegen richtet sich beispielsweise ausdrücklich an Anfänger, denn hier geht es um die wichtigsten Fragen wie „Was gehört zu einer Angelausrüstung?“, „Welche Fischarten gibt es?“ und „Welche Grundregeln sind beim Angeln zu beachten?“. Beim Thema Yoga lassen sich wiederum Angebote für verschiedene Schwierigkeitsstufen finden, auch Business-Yoga ist dabei.

FAZIT

Wer von Videoseminaren im Vergleich zu einer Weiterbildung mit Anwesenheitspflicht profitieren will, braucht ein großes Maß an Selbstdisziplin. Es braucht den Willen, sich auf die Inhalte zu konzentrieren und diese behalten zu wollen. Wer einen Nachweis über seine Weiterbildung für seine Bewerbung braucht, kommt um ein Präsenzseminar heute noch nicht herum.

Lara Sogorski

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