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© AFP

GM und Opel: Letzte Chance für Detroit

Rick Wagoner muss als Vorstandschef bei GM gehen. Für die deutsche Tochter Opel wird die Zeit knapp

Berlin - Die US-Regierung hat General Motors (GM) ein letztes Ultimatum gesetzt. Der von Barack Obama eingesetzte Krisenstab erzwang in der Nacht zu Montag den Rücktritt von GM-Chef Rick Wagoner und lehnte den Sanierungsplan des maroden US-Autobauers als unzureichend ab. Nun hat GM nur noch 60 Tage Zeit für ein neues Konzept. Danach droht dem Autobauer das endgültige Aus.

Angesichts der Fristverlängerung wird die angestrebte Rettung der deutschen GM-Tochter Opel immer mehr zur Hängepartie. Die Bundesregierung stellt sich nun darauf ein, dass eine verlässliche Grundlage für eine Entscheidung über die Zukunft des deutschen Autobauers frühestens in zwei Monaten vorliegen wird. So ließ Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) den Zeitpunkt für eine Entscheidung über die von Opel erhofften Staatshilfen am Montag weiterhin offen. „Das kann relativ schnell der Fall sein, es kann aber auch sein, dass die Frist ausgeschöpft wird“, sagte der Minister. In Berliner Regierungskreisen hieß es dazu, die Fristverlängerung für GM erschwere Entscheidungen im Fall Opel. „Da fehlt uns die Kalkulationsgrundlage“, hieß es. Erst wenn klar sei, wie sich die US-Regierung die Zukunft von GM vorstelle, könne man über Konzepte für die europäischen GM-Tochtergesellschaften nachdenken.

In Deutschland wurde der Wechsel an der Spitze von GM begrüßt. GM-Chef Rick Wagoner folgt der frühere GM-Europa-Chef Fritz Henderson. Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz erklärte, Wagoner stehe „für ein implodierendes zentralistisches System“. Henderson hingegen habe den Plan für mehr Eigenständigkeit des Rüsselsheimer Traditionsautobauers vorangetrieben.

Opel verlangt europaweit Bürgschaften von 3,3 Milliarden Euro, den größten Teil davon von der Bundesregierung. Bisher streitet die Politik, wie sie Opel helfen kann. Dabei wird immer wieder ein schlüssiges Überlebenskonzept verlangt. Die Opel-Händler und die Beschäftigten wollen sich zu einem Viertel an einer neuen Gesellschaft beteiligen.

SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier machte sich am Montag für eine vorübergehende Staatsbeteiligung an dem angeschlagenen Opel-Konzern stark. Er halte eine solche Lösung nach gründlicher Abwägung für politisch verantwortbar, „weil die Kosten eines Untergangs erheblich höher wären“, schrieb Steinmeier am Montag in einem eigenen Konzept für die Rettung Opels.

Doch Merkel lehnt eine direkte Staatsbeteiligung ab, weshalb Opel derzeit fieberhaft nach neuen Investoren sucht. Zahlreiche große Hersteller hatten zuletzt allerdings bereits abgewunken. Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg hatte vor wenigen Tagen aber unterstrichen, dass derzeit mit seriösen Interessenten Gespräche geführt würden.

Die Fristverlängerung in den USA ist damit für Opel eine zweischneidige Angelegenheit. Zwar gewinnt der Hersteller auf der einen Seite mehr Zeit um die angestrebte Abkoppelung vom Mutterkonzern durch die Ausgründung in eine Europa AG zu vollziehen. Andererseits werden die Gespräche mit möglichen Investoren durch die anhaltende Unsicherheit über das Schicksal des Mutterkonzerns massiv erschwert. Kaum ein Geldgeber dürfte nach Einschätzung von Experten bereit sein, in ein Unternehmen zu investieren, wenn die Pläne des Mutterkonzerns noch nicht auf dem Tisch liegen. „Für Opel ist die Gefahr damit nicht geringer geworden“, sagte Autoexperte Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der FH Bergisch-Gladbach. „Das Ganze zieht sich weiter in die Länge.“ Opel müsse nun weiter warten, es gebe keine Neuigkeiten. mit HB/dpa

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