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Lichtblick: Ökostromanbieter steigt ins Gasgeschäft ein

Lichtblick überrascht die Gas-Konkurrenz mit einem flächendeckenden Angebot und Einheitspreisen. Das Ökologische daran: Dem Gas soll Biogas beigemischt werden.

Berlin - Deutschlands größter Ökostromanbieter Lichtblick steigt überraschend in den Gasmarkt ein. Seit diesem Montag können Haushalte in fünf Bundesländern, darunter Berlin und Brandenburg, auch Gas von Lichtblick beziehen. Das Unternehmen ist damit der erste Anbieter, der den etablierten Gasversorgern auch außerhalb von Großstädten flächendeckend Konkurrenz machen will. Lichtblick will in diesen Regionen monopolartige Strukturen aufbrechen. Nach und nach soll das Angebot auf alle Regionen Deutschlands ausgeweitet werden.

„Wir haben auf dem Strommarkt gezeigt, wie man sich gegen Monopole durchsetzt. Jetzt greifen wir die Erdgasbranche an“, sagte Lichtblick-Geschäftsführer Heiko von Tschischwitz dem Tagesspiegel. Berlins größter Gasanbieter Gasag wurde von dem neuen Konkurrenten völlig überrascht. „Von dem Markteintritt haben wir nichts gewusst. Das ist für uns natürlich eine neue Herausforderung“, sagte Gasag-Sprecher Klaus Haschker. Er gehe allerdings nicht davon aus, dass die Preise durch den erhöhten Wettbewerb sofort zu fallen beginnen. „Wir sehen das relativ gelassen.“

330 000 Stromkunden sind bundesweit bereits zu Lichtblick gewechselt. Die Firma wirbt mit „sauberem Strom“ aus umweltfreundlichen Kraftwerken. Auch beim Gas setzt Lichtblick auf die Ökostrategie: Die Hamburger mischen dem Erdgas fünf Prozent Biogas bei. Mehr Biogas sei derzeit noch nicht verfügbar. Aber der Anteil solle steigen.

Das Biogas verbrennt laut Lichtblick „klimaneutral“: Es verbrenne nur so viel CO2, wie die Pflanzen der Luft zuvor entzogen haben. Das Biogas werde in Brandenburg selbst erzeugt und dann ins Erdgasnetz eingespeist. In der Biogasanlage werden Gülle und geschredderte Maispflanzen vergoren, wobei Methan entsteht. Dieses wird zu Biomethan aufbereitet. Vom Brennwert sei die Biovariante nicht von konventionellem Gas zu unterscheiden. „Biogas zum Kochen und Heizen ist eine Innovation, die bundesweit kein anderes Unternehmen anbietet“, sagt von Tschischwitz.

Lichtblick bietet im Gegensatz zu Gasag nur einen Tarif, unabhängig vom Verbrauch, an. Die Kilowattstunde kostet 6,25 Cent pro Kilowattstunde, die monatliche Grundgebühr 9,90 Euro. Bei einem angenommenen Verbrauch von 12 000 Kilowattstunden ist Lichtblick in der Grundgebühr billiger, im Stundenpreis etwas teurer als die vier Berliner Konkurrenten E wie Einfach, Klickgas, Nuon und Gasag. Zum Markteintritt bietet Lichtblick sein Gas flächendeckend Privathaushalten und Betrieben in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg an.

Der Gasmarkt ist bereits seit 1998 liberalisiert. Zu einem wirklichen Wettbewerb ist es aber zunächst nicht gekommen. Erst seit zwei Jahren sorgt die Bundesnetzagentur für eine stärkere Öffnung des Marktes. „Die Politik hat sich von der Gaslobby an der Nase herumführen lassen, damit ist jetzt Schluss“, sagte Lichtblick-Chef von Tschischwitz. Nach wie vor seien die Netzentgelte für die Nutzung überhöht, klagte er. 

Johannes Pennekamp

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