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Wirtschaft: Linde schafft neue Jobs in Deutschland

Anlagenbauer profitiert von hohen Energiepreisen – und rechnet mit deutlich mehr Gewinn

Frankfurt am Main - Linde-Vorstandschef Wolfgang Reitzle ist mit Blick auf die wirtschaftliche Lage der Republik und auf die laufenden Koalitionsverhandlungen eher skeptisch. Trotzdem gehört der Wiesbadener Anlagenbau- und Gabelstapler-Konzern zu den wenigen Großunternehmen, die derzeit auch in Deutschland neue Arbeitsplätze schaffen. Rund 180 waren es Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt, weltweit sogar 1060. Anders freilich lassen sich die vielen Aufträge, die bei Linde derzeit vor allem im Anlagenbau eingehen, kaum bewältigen. Auch die Investitionen in Deutschland wurden von Januar bis September um ein Viertel erhöht.

Die Geschäfte bei Linde laufen jedenfalls sehr gut: Von Januar bis September kletterte der Umsatz um knapp acht Prozent auf 6,83 Milliarden Euro, der Netto-Gewinn erhöhte sich sogar um gut 22 Prozent auf 311 Millionen Euro. Für das gesamte Jahr erwartet Reitzle eine Ergebnisverbesserung um zehn bis 15 Prozent und einen höheren Umsatz. „Wir sind insgesamt schlagkräftiger und leistungsstärker geworden“, sagte Reitzle am Montag bei der Vorlage der Zahlen. Spar- und Effizienzprogramme in allen Geschäftsbereichen zahlen sich mittlerweile aus.

Besonders profitiert der Konzern derzeit von den steigenden Öl- und Erdgaspreisen. Erdgasverflüssigungsanlagen aus Wiesbaden sind gefragt wie selten zuvor, ähnliches gilt für Anlagen, mit denen Erdgas und Kohle in Dieselkraftstoffe umgewandelt werden können. Der Auftragseingang bei Linde lag in den ersten neun Monaten mit rund 7,9 Milliarden Euro auf Rekordniveau. Die Beschäftigten arbeiteten an der Belastungsgrenze. Überstunden, Wochenendarbeit, Leiharbeit und die Vergabe von Aufträgen an externe Ingenieure reichen allerdings nicht ganz aus, so dass Linde auch neu einstellt. Insgesamt beschäftigte der Konzern Ende September weltweit 42440 Mitarbeiter. Die neuen Stellen schreibt Reitzle im Übrigen auch dem guten Verhältnis und der Kooperationsbereitschaft von Betriebsräten und IG Metall zu. „Das wäre ohne die Betriebsräte nicht möglich gewesen. Die Ausgangsposition für solche Gespräche ist mittlerweile in Deutschland viel besser als in Frankreich, Italien oder Großbritannien.“

Die Großaktionäre Allianz (12,3 Prozent), Deutsche Bank und Commerzbank (jeweils zehn Prozent) werden Linde nach Ansicht von Reitzle die Treue halten. Darauf deuteten viele Zeichen hin. „Die schmeißen die Aktien nicht einfach auf den Markt, die wollen die Beteiligung länger halten.“ Hedgefonds halten bei Linde laut Konzernchef mittlerweile 4,2 Prozent der Anteile.

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