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Wirtschaft: Loewe sucht verzweifelt einen Retter

Der Fernsehgeräte-Hersteller hat den Trend zu Flachbildschirmen verschlafen und ist tief in die Verlustzone gerutscht

Düsseldorf (tas). Der angeschlagene Fernsehbauer Loewe sucht nach einem strategischen Partner, um sich aus seiner Krise zu befreien. Am Montag teilte der Vorstandschef des fränkischen Unternehmens, Rainer Hecker, mit, der Vorstand führe erste Gespräche mit potenziellen Investoren. Ziel sei es, das Unternehmen zu stärken und von Schwankungen des Marktes unabhängiger zu machen. Mit wem die Franken verhandeln, wollte Hecker jedoch nicht sagen. Es sei noch zu früh, Namen zu nennen, da die Gespräche erst in der Anfangsphase seien. Verraten mochte er nur, dass der Partner aus Asien kommen könne. Hecker sagte, sein Unternehmen stehe bei den Verhandlungen nicht unter Zeitdruck, die bestehenden Kreditlinien würden im Geschäftsjahr 2004 ausreichen.

Der Elektronikkonzern aus Kronau leidet unter der einbrechenden Nachfrage nach Fernsehgeräten mit der alten Röhrentechnologie und unter der generellen Kaufzurückhaltung. Dies bescherte Loewe 2003 einen Umsatzrückgang um ein Viertel auf 290 Millionen Euro. Der Verlust vor Zinsen und Steuern betrug 33 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Loewe noch ein positives Ergebnis von mehr als 20 Millionen Euro erzielt. Auch für das laufende Geschäftsjahr ist es unwahrscheinlich, dass Loewe wieder in die Gewinnzone kommt. Laut Finanzchef Burkhard Bamberger arbeitet das Management daran, den Verlust vor Zinsen und Steuern auf einen einstelligen Millionenbetrag zu begrenzen. Der Konzern hat ein Sparprogramm aufgelegt und angekündigt, sich von 130 der 1100 Mitarbeitern am Stammsitz Kronach zu trennen.

Die Börse zeigte sich angesichts der schlechten Aussichten enttäuscht: Der Aktienkurs des im Index S-Dax notierten Papiers brach bis zum Handelsschluss um 5,3 Prozent auf 7,01 Euro ein. Marktexperten kritisieren schon seit längerer Zeit, dass Loewe die neuen Trends in der Unterhaltungselektronik verschlafen hat. „In der Vergangenheit hat Loewe mit seinen hochwertigen Röhrengeräten gute Gewinnmargen erzielt“, sagte Karina Gundermann, Analystin bei der Bankgesellschaft Berlin. Doch dieser Trend sei jetzt gebrochen. „Loewe hat eben nicht mehr die Geräte, die die Leute wollen.“

Erst auf der Internationalen Funkausstellung im September in Berlin hatte Loewe in größerem Stil die neue Generation der Flachbild-Fernseher vorgestellt, die die Kunden deutlich mehr interessieren als die herkömmlichen Bildröhrengeräte. 2003 machten die neuen LCD/Plasma- und Projektionsfernseher aber erst zehn Prozent des Loewe-Umsatzes aus. In diesem Jahr soll der Anteil auf rund 50 Prozent gesteigert werden.

Trotz der stärkeren Ausrichtung auf die Flachbildschirme werde sich Loewe aber schwer tun, wieder frühere Gewinnmargen zu erwirtschaften. „Der Preisverfall im Bereich Unterhaltungselektronik ist sehr hoch“, sagte Gundermann. „Das hat die gleiche Dimension wie bei Computern.“ Discounter sorgen für ständig sinkende Preise: So verkaufte Aldi Nord kurz vor Weihnachten einen Fernseher mit 30-Zoll Flachbildschirm für 2000 Euro. Flachbildfernseher dieser Größe waren bis dato kaum unter 3000 Euro zu haben.

Ohnehin gibt der Markt nicht viel her. Nach Angaben des Branchenverbands Gfu dienen acht von zehn neu verkauften TV-Geräten der Ersatzbeschaffung – die Deutschen kaufen neue Fernseher nur, wenn das alte Gerät kaputt geht. Die Fernseher halten obendrein immer länger. 1996 lag die durchschnittliche Nutzungsdauer laut Gfu noch bei 9,7 Jahren, jetzt sind es 10,5 Jahre.

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