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Lokführer-Tarifkonflikt: Die Bahn bleibt beim Notfallfahrplan

Ob sich Bahn und Lokführer heute einigen können oder nicht - am Montag müssen sich Fahrgäste auf jeden Fall auf das Schlimmste einstellen. Denn die Bahn muss, so ihr Sprecher Volker Knauer zu Tagesspiegel.de, auf jeden Fall beim Notfallfahrplan bleiben. "Wir haben da 28 Stunden Vorlauf."

Die Bahn rechnet eine lange Zeitspanne ein, weil sie eine erhebliche Zahl von Mitarbeitern koordinieren muss. Es geht um Lokführer, Zugbegleiter, Catering-Personal, Zugtechniker und Aufsichten in den Leitstellen. Im Moment seien Leute in ganz abweichende Schichten eingeteilt, heißt es bei der Bahn. Zusätzliche Züge müssten gewartet und fahrbereit gemacht werden, Fernzüge mit Essen und Getränken ausgestattet werden. Rund 30.000 Mitarbeitern gilt es zu koordinieren. Ein eher schwerfälliger Koloss also. Bei vielen Mitarbeitern ist derzeit auch nicht klar, ob sie arbeiten wollen oder nicht, sagt Bahn-Sprecher Knauer. Eingesetzt werden im Notfallfahrplan deswegen vor allem verbeamtete Lokführer und solche, bei denen die Bahn weiß, dass sie nicht streiken.

Bei S-Bahnen könnte es schneller gehen, da die Vorbereitungszeit für die Züge geringer ist. Doch in Berlin zum Beispiel weiß man nicht, wie lange es dauern würde, um wieder auf einen normalen Fahrplan zu kommen. "Eine solche Situation hatten wir noch nicht", sagt Sprecher Ingo Priegnitz. Besonders problematisch ist es in der Hauptstadt, weil auch noch der Nahverkehrsbetrieb BVG bestreit wird. Es geht als fast nichts. "Wir werden versuchen, möglichst schnell einen Grundtakt anzubieten", sagt Priegnitz. Aber nichts Genaues scheint man zu wissen.

Lokführer geben sich optimistisch

Man kann auch darüber spekulieren, ob Bahn und S-Bahn es eher ruhig angehen lassen, weil sie wissen, dass die Lokführer von den Kunden für die Ausfälle verantwortlich gemacht werden. Fakt ist jedenfalls, dass beim Notfallfahrplan etwa jeder zweite Fernzug fahren soll. Das bedeutet, dass eine Menge Menschen entweder nicht fahren können oder sich auf einen Stehplatz im überfüllten Zug einstellen müssen.

Die Lokführer hoffen derzeit auf das Beste und sehen noch Chancen, den für Montag angekündigten Streik abzusagen. "Es gibt einen gesunden Optimismus, dass der Super-GAU vorbeiziehen kann", hieß es am Sonntagmittag aus Kreisen der Lokführergewerkschaft GDL vor einem weiteren Gespräch mit der Bahn. Man habe sich am Samstag in den schwierigen Punkten angenähert. Bis zum späten Sonntagnachmittag werde wohl eine Entscheidung fallen, sagte ein GDL-Vertreter.

Gerichtsentscheidung erst am Montag

Mit dem Streik, der um Mitternacht beginnen soll, falls die Verhandlungen scheitern, will die GDL die Bahn dazu bringen, den bereits ausgehandelten Lokführer-Tarifvertrag zu unterzeichnen. Den hatten beide Seiten Ende Januar ausgehandelt. Er sieht unter anderem eine Einkommenserhöhung von durchschnittlich elf Prozent vor. Die Bahn macht ihre Unterschrift aber von einem zusätzlichen Grundlagenvertrag abhängig, in dem die drei Bahngewerkschaften sich zu einem gemeinsamen Vorgehen bereit erklären. Darin sieht die GDL ihre Eigenständigkeit gefährdet.

Unabhängig von den Gesprächsbemühungen hat die Bahn beim Arbeitsgericht Frankfurt ein Streikverbot beantragt. Darüber wird das Gericht aber erst am Montagvormittag entscheiden.

Michael Hörz

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