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Lotto: Faber plant Kampagne gegen Glücksspielstaatsvertrag

Lottovermittler Norman Faber kämpft mit einer langfristigen Kampagne für die Zukunft seines Unternehmens, das er durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag gefährdet sieht .

"So vernichtet der Glücksspielstaatsvertrag die Firmengruppe Faber" schreibt er in ganzseitigen Anzeigen. Das soll erst der Anfang gewesen sein: "Das ist der Auftakt für eine langfristige Kampagne", sagte Norman Faber im Gespräch mit dem "Tagesspiegel". "Es geht um die Existenz einer ganzen Branche." Dafür wolle er ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit schaffen. Die Kampagne, sagt er, "wird mehrere Millionen Euro kosten. Das habe ich eingeplant." Auch einen Teil seines Privatvermögens werde er dafür ausgeben. Faber sieht 35.000 Arbeitsplätze in Deutschland in Gefahr.

Hintergrund ist der neue Glücksspielstaatsvertrag, der am 1. Januar 2008 in Kraft treten soll, der jetzt aber noch von den Länderparlamenten ratifiziert werden muss. Demnach müssen Lottovermittler wie Faber, Tipp24 oder Fluxx künftig in allen 16 Bundesländern eine Genehmigung einholen. "Das ist organisatorisch gar nicht machbar", klagt Faber, der bisher die von ihm bundesweit eingesammelten Lottoscheine in Münster und Hannover abgibt.

Auch Michael Schmid von der Berliner Strategieberatung Goldmedia sieht die Geschäftsmodelle der drei großen deutschen Lottovermittler Faber, Tipp24 und Fluxx in Gefahr. "Man weiß nicht, wie rabiat die Länder mit den Glücksspielvermittlern umgehen werden", sagt er. Martin Oelbermann von der Beratungsfirma MECN meint, dass dabei auch Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Faber selbst beschäftigt nach eigenen Angaben 500, Tipp 24 und Fluxx je rund 140 Mitarbeiter. Doch Faber sieht insgesamt 35.000 Jobs in Gefahr. "Die Branche selbst beschäftigt weit weniger als 35.000 Menschen", sagt Oelbermann. "Rechnet man allerdings die Mitarbeiter in Call-Centern hinzu, könnte die Rechnung hinkommen."

Faber jedenfalls will die "Heuchelei" der staatlichen Lottoanbieter zum Thema seiner nächsten Anzeige machen. "Ich habe bis heute noch keinen einzigen Lottosüchtigen getroffen", sagt er. Ziel seiner Kampagne sei es, in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Folgen des Glücksspielstaatsvertrags zu schaffen, den auch die EU kritisch sehe. "Nicht einmal alle Ministerpräsidenten haben sich ausreichend mit dem Thema beschäftigt", sagt Faber. Am Ende hoffe er, den Staatsvertrag noch verhindern zu können. Am 11. September gebe es noch einmal ein Treffen der EU-Kommission mit hochrangigen Vertretern der Bundesländer. "Das ist noch einmal eine Gelegenheit, in sich zu gehen." (Tsp/tso)

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