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Wirtschaft: Ludewig denkt nicht an Rücktritt

BERLIN (vis).Die Gerüchte über die möglicherweise bevorstehende Ablösung des Bahnchefs Johannes Ludewig halten sich hartnäckig.

BERLIN (vis).Die Gerüchte über die möglicherweise bevorstehende Ablösung des Bahnchefs Johannes Ludewig halten sich hartnäckig.Mehrere Vorstandsmitglieder hätten erklärt, sie wollten ihre Tätigkeit nicht mehr fortführen, falls Ludewig im Amt bleibe, hieß es am Freitag aus Kreisen der Deutschen Bahn AG.Die Namen der Vorstandsmitglieder wurden jedoch nicht genannt.Auch aus der künftigen Bundesregierung gebe es Anzeichen dafür, daß man Ludewig ablösen wolle, hieß es in den Kreisen weiter.Die Eisenbahnergewerkschaft GdED fordert dagegen weiter ganz offen den Rücktritt des Bahnchefs."Mit seinem Führungsstil ist das Unternehmen nicht zu einem Erfolg zu bringen", sagte der designierte Gewerkschaftschef Norbert Hansen.Er warf Ludewig schlechtes Management und grobe Pannen bei der öffentlichen Aufarbeitung des "schlimmen Bahnjahres 1998" vor.

Persönlich wollte sich Ludewig nicht mehr zu Fragen nach seiner Zukunft äußern."Da ist doch alles gesagt", sagte er zum Tagesspiegel.Er fügte hinzu: "Wir machen weiter und erfüllen unsere Aufgabe, und ich glaube, daß das die künftige Regierung genauso sieht." Ludewigs Vertrag läuft noch bis 2002.In Zeitungsberichten hatte der Vertraute von Bundeskanzler Kohl allerdings eingeräumt, er könne nicht ausschließen, daß der neu besetzte Aufsichtsrat der Bahn auf seiner Sitzung am 2.Dezember für eine neue Unternehmensspitze votiere.Es gebe aber keine Signale aus der Politik, daß er nach dem Machtwechsel in Bonn sein Amt verlieren solle.Er könne sich vielmehr vorstellen, daß solche Stimmen aus dem Bereich der Bahn selbst kommen.Die Restrukturierung des staatlichen Unternehmens habe unpopuläre Entscheidungen nötig gemacht.Im Rahmen der Bahnreform sind bei dem Konzern seit 1994 knapp 70 000 Stellen weggefallen.Ludewig sagte weiter, daß es auch in Zukunft nötig sein werde, die Kosten zu senken, um in den schwarzen Zahlen zu bleiben.Die ICE-Katastrophe von Eschede am 3.Juni diesen Jahres habe die Deutsche Bahn etwa 100 bis 150 Mill.DM gekostet - an höheren Aufwendungen und geringeren Erlösen.Das Ergebnis des Jahres werde um diesen Betrag niedriger ausfallen als 1997.Der Umsatz werde etwa auf Vorjahresniveau bei 30,5 Mrd.DM liegen.

Am Donnerstag stellte der Bahn-Chef in Berlin ein neues Modernisierungsprogramm der Bahn vor: In den nächsten drei Jahren sollen 26 Bahnhöfe für 1,2 Mrd.DM umgebaut, saniert oder neu errichtet werden.60 Prozent der Kosten sollen private Investoren aufbringen.Zu dem "Bahnhofspaket" gehören auch die drei Berliner Bahnhöfe, Zoo, Lichtenberg und Ostbahnhof.Ziel sei es, aus den Bahnhöfen wieder "Visitenkarten der Städte und auch der Bahn" zu machen.Insgesamt will die Bahn in den nächsten vier Jahren 8,8 Mrd.DM in 6000 Bahnhöfe investieren, allein 1998 sind es 1,5 Mrd.DM."Wenn wir alle unsere bundesweit 6500 Bahnhöfe ad hoc modernisieren wollten, würde das 35 Mrd.Mark kosten", sagte Ludewig.

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