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Luftfahrtindustrie: Neue Lieferverzögerungen beim A380

Zum dritten Mal muss der europäische Flugzeugbauer Airbus die Auslieferung seines neuen Riesen-Passagierjets A380 verschieben. Ein neuer Zeitplan wurde vorerst nicht genannt.

Paris - Wie die Airbus-Mutter EADS bestätigte, ist eine weitere Verschiebung "absehbar". Die britische Zeitung "The Guardian" berichtete, Airbus-Chef Christian Streiff plane angesichts der Probleme Einsparungen von mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr sowie Stellenstreichungen. Dies solle dem EADS-Verwaltungsrat am Freitag kommender Woche vorgeschlagen werden.

Es gebe "anhaltende Schwierigkeiten bei der Industrialisierung der Verkabelung der Serienflugzeuge", erklärte EADS. "Entsprechend wird es nach heutigem Informationsstand zu weiteren Verzögerungen kommen." Die finanziellen Auswirkungen würden noch ermittelt. Bei der letzten, im Juni verkündeten Verzögerung rechnete EADS mit der Schmälerung des Betriebsgewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2007 bis 2010 um eine halbe Milliarde Euro pro Jahr. Analysten der Deutschen Bank schätzten die Kosten der neuen Verschiebung auf 200 bis 250 Millionen Euro für die Jahre 2007 und 2008.

Reduzierte Lieferung

Bereits am Mittwoch war aus Konzernkreisen verlautet, dass Airbus 2007 wahrscheinlich nur noch vier oder fünf anstatt der zuletzt neun geplanten A380 ausliefern könne. Laut EADS sollen "in den nächsten vier Wochen weitergehende Informationen" zu den neuen Verzögerungen veröffentlicht werden. Airbus arbeite "an der Entwicklung von Maßnahmenplänen und einem belastbaren Auslieferungsplan".

Streiff sei entschlossen, "alle schlechten Nachrichten aus dem Weg zu räumen", schrieb der "Guardian" ohne Angabe von Quellen. Demnach will der erst seit Juli amtierende Airbus-Chef auch den Zusammenbau von Flugzeugen, der bisher noch im südwestfranzösischen Toulouse und in Hamburg erfolgt, an einem Ort konzentrieren. Teile der Fertigung könnten ins Ausland verlagert werden.

Milliardenauftrag von Lufthansa

Um den Effekt des starken Euro auszugleichen, wolle Airbus verstärkt Komponenten für seine Flugzeuge in Ländern kaufen, deren Währung an den Dollar gebunden ist, hieß es weiter. Zudem könne ein Teil der Produktion in neue Werke verlagert werden, wie sie Airbus in China für den Mittelstreckenjet A320 baut. Möglich sei auch eine Verlagerung in die USA. Ein EADS-Sprecher nannte den "Guardian"-Bericht "Spekulation" und betonte, es gebe "keine Gefahr für europäische Werke".

Gute Nachrichten für Airbus kamen inmitten der Turbulenzen von der Lufthansa: Sie bestellte 35 Maschinen verbindlich und vereinbarte Lieferoptionen auf 30 weitere Jets. Unter ihnen sind 30 Kurz- und Mittelstreckenjets der Typen A319, A320 und A321, aber auch fünf Langstreckenjets des Typs A330. Laut Airbus-Katalog ist allein die Festbestellung rund drei Milliarden Dollar (fast 2,4 Milliarden Euro) schwer und die Option fast zwei Milliarden Dollar. Großkunden erhalten bei Flugzeugorders allerdings Rabatte. Ausgeliefert werden sollen die Flugzeuge ab nächstem Jahr. Durch die 2007 und 2008 erwarteten A330 wird demnach "die verzögerte Inbetriebnahme der Airbus A380 ausgeglichen und weiteres Wachstum auf der Langstrecke ermöglicht".

Die EADS-Aktie zog der Milliardenauftrag angesichts der sonstigen Probleme nicht nach oben. Sie verlor bis zum frühen Nachmittag 2,7 Prozent auf 22,19 Euro. (tso/AFP)

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