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Lufthansa: Ab Montag am Boden

Das Votum der Lufthansa-Beschäftigten für einen Streik gilt als sicher. Konzernchef Mayrhuber droht nun mit Stellenabbau. Auch andere Fluglinien könnten betroffen sein.

Lufthansa-Kunden müssen sich ab Montag auf Streiks einstellen. Zwar will die Gewerkschaft Verdi erst am Freitagmorgen offiziell über das Ergebnis der Urabstimmung informieren, doch gilt in Gewerkschaftskreisen ein Streik des Boden- und Kabinenpersonals als sicher. „Ab Montag sind Streiks möglich", sagte Lufthansa-Gesamtbetriebsratschef und Verdi-Mitglied Wolf Liebetrau dem Handelsblatt. Welche Ausmaße der Arbeitskampf haben wird, lässt sich noch nicht sagen. Ein flächendeckender Streik ist aber zunächst nicht geplant.

Betroffen von dem drohenden Arbeitskampf sind offiziell zwar nur Lufthansa-Flüge, Auswirkungen auf andere Fluglinien können aber nicht ausgeschlossen werden, warnte Verdi-Sprecher Harald Reutter. Denn die Lufthansa-Sparten Technik oder Catering arbeiten auch für andere Gesellschaften.

Die Lufthansa wird derzeit von einer Streikwelle erschüttert. In der Nacht zum Donnerstag endete ein zweitägiger Pilotenstreik bei den Lufthansa-Töchtern Cityline und Eurowings, jetzt schließt sich der Arbeitskampf des Boden- und Kabinenpersonals fast nahtlos an. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber drohte Gewerkschaften und Mitarbeitern am Donnerstag in einem offenen Brief indirekt mit Stellenabbau, sollten die Beschäftigten für einen Streik stimmen. Er bezeichnete die Tarifauseinandersetzung „als völlig überflüssig und kontraproduktiv“. „Um es klar zu sagen“, schrieb der Lufthansa-Chef, „nur profitable Arbeitsplätze sind sicher.“ Verdi- Sprecher Reutter wies die Drohungen zurück. Angesichts eines Konzerngewinns von 1,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und einer noch höheren Gewinnerwartung für dieses Jahr sei eine solche Drohung „schon bemerkenswert“, sagte Reutter.

Verdi will für die Beschäftigten 9,8 Prozent mehr Lohn, die Lufthansa bietet eine Erhöhung um 6,7 Prozent in zwei Schritten sowie eine Einmalzahlung von einem Prozent des Jahresgehalts – und will noch einmal verhandeln. LufthansaPersonalchef Stefan Lauer forderte die Gewerkschaft zu neuen Gesprächen auf – „gemeinsam unter Mitwirkung eines neutralen Dritten“, Verdi lehnte das jedoch ab.

Obwohl die Lufthansa verspricht, die Auswirkungen für die Kunden möglichst gering halten zu wollen, meiden viele Reisende derzeit die größte deutsche Fluggesellschaft und buchen lieber bei der Konkurrenz. „Seit Mitte der Woche haben wir deutlich mehr Buchungen“, sagte ein Easyjet-Sprecher dem Tagesspiegel. Auch der Berliner Geschäftsflieger Windrose, bei dem man Flugzeuge für kurzfristige Reisen mieten kann, hat nach eigenen Angaben bereits zusätzliche Anfragen erhalten.

Allerdings planen weder die Bahn noch Air Berlin oder Easyjet zusätzliche Verbindungen, um mögliche Ausfälle von Lufthansa-Flügen zu kompensieren. Die Bahn geht davon aus, dass sie auch so alle Lufthansa-Kunden transportieren kann. „Es sollte keine Engpässe geben“, sagte ein Bahnsprecher auf Anfrage. „Aber wir werden ein wachsames Auge auf die weitere Entwicklung haben.“

Regen Zuwachs verzeichnen auch die Mitfahrzentralen. „Diese Woche hat sich zur besten Woche seit unserem Bestehen im Jahr 2001 entwickelt“, sagte ein Sprecher von Mitfahrgelegenheit.de dem Tagesspiegel.

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