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Die Deutsche Post testete 2013 den Einsatz von Paket-Drohnen. Auf der ILA sind die Unmanned Aircraft Systems mit einem eigenen Pavillon vertreten.

© Oliver Berg/dpa-Bildfunk

Unmanned Aircraft Systems: Luftpost mit Hindernissen

Drohnen machen Jagd auf Graffiti-Sprayer, vermessen Unfallstellen und liefern vielleicht bald Pakete aus. Doch nicht überall dürfen sie aufsteigen.

Den Unmanned Aircraft Systems (UAS) kommt immer größere Bedeutung zu. Aus dem zivilen und militärischen Einsatz sind die ferngesteuerten, unbemannten Fluggeräte nicht mehr wegzudenken. Auch auf der ILA 2014 nehmen sie einen breiten Raum ein; 45 Modelle werden auf der Messe gezeigt.

Die Palette der UAS reicht von der kleinen Service-Drohne Multirotor G4 1.4 GoPro mit einem Durchmesser von nur 48 Zentimetern bis zum Mockup in Originalgröße des unbemannten amerikanischen Kampfflugzeugs Predator B von General Atomics mit einer Flügelspannweite von 20 Metern. Noch größer ist der Aufklärer Global Hawk von Northrop Grumman, der mit knapp 40 Metern über eine größere Spannweite verfügt als ein Airbus A320 und dem ein auch in Regionaljets eingesetztes Strahltriebwerk eine Geschwindigkeit von fast 650 Stundenkilometern verleiht.

Der Global Hawk kann bis zu 40 Stunden lang in 20 Kilometern Höhe über einem Krisengebiet kreisen und Daten sowie Bilder zu einer entfernten Bodenstation senden. Für eine Demonstration flog eine Maschine ferngesteuert problemlos von Kalifornien bis ins niedersächsische Nordholz. Der mit Luft-Boden-Lenkwaffen ausgestattete Predator B geriet in die Schlagzeilen, weil er von den US-Streitkräften auch zur Eliminierung von Terrorführern eingesetzt wird.

Die Miniflieger finden vielseitige Verwendung

Doch auch im zivilen Bereich finden die UAS immer vielseitigere Verwendung. Kostet ein Global Hawk mehr als 200 Millionen US Dollar, ist GoPro bereits für 6900 Euro zu haben. Ein geräuscharmer Elektromotor, der vier Mini-Rotoren antreibt, erlaubt eine maximale Flughöhe von 150 Metern, die Reichweite der Fernsteuerung liegt bei 250 Metern. Ausgestattet mit einem stabilisierten Kameraträger dient Quadrocopter als fliegende Fotoplattform. Auch bei der Übertragung von Sportereignissen wie den olympischen Winterspielen in Sotschi kommen mit TV-Kameras ausgestattete Miniflieger zum Einsatz.

Die Berliner Polizei lässt die Schauplätze schwerer Verkehrsunfälle mit einem UAS aus der Luft vermessen, während die Deutsche Bahn damit auf die Jagd nach Graffiti-Sprayern geht. Die Post-Tochter DHL testet die fliegende Paketzustellung und die britische Fluggesellschaft Easyjet will nach Blitzeinschlägen Flugzeuge aus der Luft auf Beschädigungen überprüfen. Dauerte dies bisher manuell einen ganzen Tag, soll die Ausfallzeit der Jets so auf nur eine Stunde verkürzt werden.

So sind die Unmanned Aircraft Systems zum am schnellsten und stärksten wachsenden Bereich der Luft- und Raumfahrt geworden. Eine Marktstudie der Teal-Group aus dem vergangenen Jahr geht davon aus, dass sich die Ausgaben für UAS innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppeln und ein jährliches Volumen von 11,6 Milliarden Dollar erreichen werden. Auf der ILA ist das Segment mit einem eigenen Pavillon vertreten und wird auch mit einem speziellen Konferenzprogramm gewürdigt. Mehr als 20 Hersteller aus acht Ländern werden auf der Messe sein.

Einsatz großer Modelle ist im zivilen Frachtverkehr denkbar

Noch gestaltet sich die behördliche Akzeptanz unbemannter Flieger in Deutschland allerdings schwierig. Hier sind bisher gerade mal Aufstiege von maximal 25 Kilogramm schweren UAS nach vorheriger Genehmigung erlaubt. Der gut eine Tonne schwere Aufklärer Heron-1 der Bundeswehr darf zwar in Afghanistan fliegen, wo er vielen Soldaten das Leben rettete, nicht aber in Deutschland. Die Beschaffung einer als Euro Hawk bezeichneten Version des Global Hawk durch die Luftwaffe scheiterte trotz erfolgreicher Testflüge an strittigen Zulassungskriterien für einen Betrieb auch im zivilen Luftraum. Kurios, weil dieser Tage in Italien stationierte Global Hawk der US Air Force den deutschen Luftraum auf dem Weg zu einem NATO-Manöver in Norwegen durchfliegen dürfen.

Im Flugbetrieb gelten die UAV (Unmanned Aerial Vehicle), wenn sie von erfahrenen Piloten am Boden gesteuert werden, als ebenso sicher wie bemannte Flugzeuge. So ist langfristig auch ein Einsatz großer Modelle im zivilen Frachtverkehr denkbar. Ferngesteuerte Passagierflugzeuge wären ebenfalls realisierbar, gelten aber schon aus psychologischen Gründen als chancenlos.

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