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Wirtschaft: Mais war noch nie teurer

40 Prozent der US-Produktion für Bio-Sprit genutzt

New York - Mais kostet auf dem Weltmarkt so viel wie noch nie zuvor. An der Rohstoffbörse in Chicago muss man für ein Scheffel (rund 25 Kilogramm) Mais 7,65 Dollar (5,35 Euro) zahlen. Mit einem Preis von mehr als 300 Dollar pro Tonne übertrifft der Getreidepreis die Rekordmarke vom Juli 2008.

Der Grund: Die Nachfrage nach Mais nimmt immer weiter zu, weil es nicht nur zur Versorgung von Mensch und Tier benötigt wird, sondern zunehmend auch zur Herstellung von Biotreibstoff. Hinzu kommt, dass das US-Agrarministerium Ende März auf die extrem knappen Vorräte des eigentlich größten Mais-Exporteurs der Welt hingewiesen hatte.

Die Mais-Ernte in den USA war im vergangenen Jahr enttäuschend ausgefallen, während die Nachfrage wegen der Erholung der Weltwirtschaft wieder anstieg. Gleichzeitig litt Russland als einer der wichtigsten Getreidelieferanten unter Dürre und Waldbränden. Auch der Anstieg des Ölpreises wirkte sich auf den Maispreis aus: 40 Prozent der US-Maisproduktion wird für die Herstellung von Biosprit genutzt. Obwohl teurer als normaler Kraftstoff, bleibt Bioethanol wegen der Unruhen in arabischen Ländern als Treibstoff interessant.

Der Chef des weltgrößten Lebensmittelkonzerns Nestlé, Paul Bulcke, warnte in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ angesichts der steigenden Rohstoffpreise vor zu hochgesteckten Zielen. „Wenn tatsächlich zehn Prozent des Rohöls durch Biosprit ersetzt werden sollen, müssten wir die Agrarproduktion verdreifachen. Das geht nicht“, sagte Bulcke.

Neben den Energiekosten sind die hohen Lebensmittelpreise derzeit ein Hauptgrund für die hohe Inflation. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bewegt sich der Lebensmittel-Preisindex derzeit auf Rekordständen. Laut einer Studie im Auftrag der deutschen Welthungerhilfe haben Finanzspekulationen auf Getreide einen erheblichen Anteil an der Verteuerung von Grundnahrungsmitteln. Demnach war das Engagement von branchenfremden Kapitalanlegern von 2007 und 2009 im Schnitt für zusätzliche Preisaufschläge von bis zu 15 Prozent verantwortlich. AFP

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