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Wirtschaft: „Man kann über alles sprechen“

Mieterbund-Direktor Rips: Wer geschickt verhandelt, kann viel erreichen – Mietsenkungen, ein neues Bad oder hohe Abfindungen

FRANZGEORG RIPS

ist Direktor

des Deutschen

Mieterbunds.

Foto: promo

Herr Rips, wie können Mieter vom Überangebot an Mietwohnungen profitieren? Können sie darauf bestehen, dass ihre Miete gesenkt wird?

Ja, das ist möglich. Zwar gibt es keinen Rechtsanspruch auf eine Mietsenkung, aber wer geschickt verhandelt, kann eine Mieterhöhung vermeiden, auch wenn ein Staffelmietvertrag vereinbart war – oder er kann sogar faktisch eine Reduzierung der Miete durchsetzen. Das gilt vor allem für Ostdeutschland und Berlin.

Wie geht das?

Mieter sollten sich nach Vergleichsangeboten umsehen und ihrem Vermieter klar machen, dass sie notfalls bereit sind umzuziehen, falls die Miete nicht reduziert wird.

Um welche Summen geht es?

Das hängt natürlich vom Einzelfall ab. Wichtig ist, dass der Mieter überhaupt verhandelt. Aber in Gegenden mit hohem Leerstand sind Mietsenkungen von zehn Prozent und mehr durchaus möglich.

Was können Mieter sonst noch erreichen?

Früher konnten Mieter in Gesprächen mit dem Vermieter kaum Verbesserungen durchsetzen und mussten froh sein, wenn sie überhaupt eine vernünftige Wohnung gefunden hatten. Heute ist das anders. Im Moment haben Mieter gute Karten, wenn sie vom Vermieter neue Fenster, ein modernisiertes Bad, eine bessere Heizung, eine einbruchssichere Wohnungstür oder einen Neuanstrich des Hausflurs verlangen.

Gibt es rechtliche Grenzen?

Nein, man kann über alles sprechen.

Wenn Mieter allzu anspruchsvoll werden, könnte der Vermieter geneigt sein, sich von ihnen zu trennen. Eine Kündigung dürfte oft rechtlich nicht durchsetzbar sein. Was müsste er den Mietern zahlen, damit diese „freiwillig“ gehen?

Was gezahlt wird, ist von Einzelfall zu Einzelfall unterschiedlich und hängt von verschiedenen Kriterien ab. Dabei gilt folgende Faustformel: Je länger das Mietverhältnis bereits besteht und je mehr Kinder in dem Haushalt wohnen, desto teurer wird die Sache für den Vermieter. Auf jeden Fall müssen die Umzugskosten gedeckt sein und alle weiteren Kosten, die der Mieter hat – etwa Maklerprovisionen für die Suche nach einer neuen Wohnung. Unter 5000 Euro dürfte daher nichts laufen. Bevor Mieter hier irgend etwas unterschreiben, sollten sie sich von ihrem Mieterverein beraten lassen.

Das Interview führte Heike Jahberg.

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