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Wirtschaft: MAN: Konzern forciert Übernahmespekulationen

Die Münchner MAN AG hält die hartnäckig mit dem Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern verbundenen Zukaufsgerüchte am Köcheln. "Wir reden mit einer ganzen Reihe von Leuten," sagte MAN-Chef Rudolf Rupprecht zur Bilanzvorlage in München.

Die Münchner MAN AG hält die hartnäckig mit dem Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern verbundenen Zukaufsgerüchte am Köcheln. "Wir reden mit einer ganzen Reihe von Leuten," sagte MAN-Chef Rudolf Rupprecht zur Bilanzvorlage in München. Dabei sei derzeit kein "großer Schritt" sondern eine Fortsetzung der moderaten Akquisitionspolitik der jüngsten Vergangenheit geplant. Trotz eines stark unterbewerteten Aktienkurses wolle man an den Börsen nicht über eine Großfusion ein bloßes "Strohfeuer" entfachen.

Viele so genannte Technologiewerte hätten in letzter Zeit massiv Kapital vernichtet, warnte Rupprecht. Er gehe dagegen mit Augenmaß vor und sei zu einem großen Zusammenschluss nur bereit, wenn MAN dabei die industrielle Führung behalte. In der Lkw-Kernsparte gilt der zum Fiat-Konzern zählende Lastwagenbauer Iveco mittlerweile als einziger Kandidat für ein Zusammengehen mit den Münchnern. In Verhandlungen mit Iveco stehe MAN aber nicht, sagte Rupprecht, der sein Unternehmen im Vergleich mit den Italienern als vor allem technologisch führend einstuft. Gleichwohl werde die Portfoliopolitik "demnächst zusätzliche Impulse erhalten".

Im Falle einer in der Branche diskutierten Übernahme von Iveco durch MAN würden die Münchner "ganz schön arbeiten müssen", um das erreichte eigene Niveau halten zu können, meinte Rupprecht zurückhaltend. MAN wäre schlecht beraten, bei einer Firmenehe mit einem schwächeren Partner eigenen Einfluss aufzugeben oder zu verlieren. Seit Jahren scheitern Großfusionen unter Einschluss von MAN entweder am Geld oder dem ungebrochenen Führungsanspruch der Münchner.

Vom Jahr 2002 an will Rupprecht in puncto Portfoliopolitik nun auch stärker mit dem Verkauf von Unternehmensteilen in Erscheinung treten. Das Umsatzvolumen, von dem man sich potenziell trennen könne, liege im dreistelligen Millionen Euro-Bereich. Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um Teile des Anlagen- und Maschinenbaus, wobei die Technologie-Sparte, die am Bau der Europa-Rakete Ariane beteiligt ist, vorerst nicht zur Disposition steht.

Am Ziel, bis 2004 den Konzernumsatz auf mindestens 38 Milliarden Mark zu steigern, hält Rupprecht fest. Im Falle einer "großen Sache" sei auch ein Wachstum auf rund 50 Milliarden Mark möglich. Entscheidend für jede Akquisition sei, dass sie binnen drei Jahren auf das angepeilte MAN-Renditeniveau von fünf Prozent gemessen am Umsatz gebracht werden könne.

Derzeit beträgt die Umsatzrendite 4,9 Prozent. Rupprecht zeigte sich zuversichtlich, dass auch jüngste Zukäufe, wie der Stuttgarter Bushersteller Neoplan und die Lkw-Bauer Star (Polen) und Erf (Großbritannien) diese Quote erreichen. Für das laufende Rumpfgeschäftsjahr von Juli bis Dezember 2000, peilen die Münchner wieder deutliche Verbesserungen bei Auftragseingang, Umsatz und Ergebnis an. Erlöse und Orders sollen um gut 15 Prozent zulegen. Auch auf der Ergebnisseite werde MAN diese Zuwachsrate "gut darstellen", sagte Rupprecht. Für kommendes Jahr, in dem MAN die Rechnungslegung auf das Kalenderjahr umstellt, erwartet er ein neues Rekordjahr.

Schon in den ersten drei Monaten des laufenden Rumpfgeschäftsjahres wuchsen die Umsätze und Auftragseingänge um jeweils rund ein Viertel. Bei der Belegschaft machte sich die anhaltend gute Geschäftslage mit einem Ausbau um über 1100 Stellen auf Ende September 75 453 Mitarbeiter bemerkbar. Die Börsen reagierten auf die Aussagen von MAN mit einem fast sechsprozentigen Plus für die im Dax notierte Aktie auf zeitweise knapp über 30 Euro. Nach Ansicht von Rupprecht wäre ein Preis von 40 Euro "nicht unvernünftig".

In dem abgelaufenen Geschäftsjahr 1999/2000 (30. Juni) hatten die Münchner ihren Auftragseingang um ein Viertel auf rund 30,5 Milliarden Mark und die Konzernumsätze um ein Zehntel auf 28,5 Milliarden Mark gesteigert. Auch der um 14 Prozent auf knapp 830 Millionen Mark verbesserte Jahresüberschuss war ein neuer Rekord. Zum sechsten Mal in Folge wird deshalb die Dividende erhöht, von 0,92 auf 1,00 Euro.

tmh

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