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MAN: Piëch zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt

Der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch hat trotz heftiger Aktionärskritik den Sprung an die Spitze des Aufsichtsrats von MAN geschafft. Auf der Hauptversammlung bereiteten ihm die Aktionäre zuvor einen eisigen Empfang.

München - Als erster stellvertretender Vorsitzender wurde MAN-Konzernbetriebsratschef Lothar Pohlmann in seinem Amt bestätigt. Zweiter stellvertretender Vorsitzender ist der bisherige Aufsichtsratschef Ekkehard Schulz, der Piëch sein Amt zur Verfügung gestellt hatte. Neben Piëch sind als weitere VW-Vertreter der Chef von VW Nutzfahrzeuge, Stephan Schaller, sowie Audi-Chef Rupert Stadler in dem Gremium vertreten.

Zuvor hatten die Aktionäre von MAN scharfe Kritk an Ferdinand Piëch geübt - sie fühlen sich von ihm überrannt. Dass Volkswagen den milliardenschweren Übernahmeversuch von MAN für den schwedischen Konkurrenten Scania zuerst torpedierte und nun selbst bei einem neuen Anlauf für eine europäische Lkw-Allianz im Führerhaus sitzen will, beweist für Viele einmal mehr den Machtanspruch des VW-Aufsichtsratschefs und Porsche-Miteigentümers. "Es ist so, dass man den Eindruck hat, der Großaktionär führt sich wie die Axt im Walde auf", kritisierte Harald Petersen von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger unter Applaus der Aktionäre.

Schlechtestes Wahlergebnis aller Vertreter

Die Quittung dafür erhielt Piëch bei seiner Wahl in den MAN-Aufsichtsrat: Mit einer Zustimmung von nur 73,26 Prozent musste er sich mit dem schlechtesten Wahlergebnis aller Vertreter der Kapitalseite zufrieden geben. Trotzdem erreicht der Einfluss Piëchs, der im Anschluss an die Hauptversammlung auch noch an die Spitze des MAN-Kontrollgremiums gewählt werden sollte, einen neuen Höhepunkt. Als Chef der Kontrollgremien von künftig zwei Dax-Konzernen zieht er die Fäden beim geplanten Zusammenschluss zwischen MAN, dem schwedischen Konkurrenten Scania und den VW-Lastwagen-Aktivitäten.

Die Kritik der Aktionärsschützer entzündete sich vor allem an angeblichen Absprachen Piëchs mit Arbeitnehmervertretern im MAN-Aufsichtsrat. "Skandal", "Versteckspiel" und "schlechter Stil" lauteten die Vorwürfe gegen den gewieften Taktiker und Strippenzieher Piëch. Mit dem Versprechen, MAN nicht zu zerschlagen und die Mitbestimmung im Unternehmen nicht anzutasten, soll er sich die Zustimmung der Gewerkschafter für seine Wahl an die Aufsichtsratsspitze gesichert haben. "Das haben wir schriftlich", war MAN-Konzernbetriebsratschef Lothar Pohlmann in einem Zeitungsbericht zitiert worden. Auf der Hauptversammlung erklärte Pohlmann nun: "Es gibt keine Vereinbarung zwischen den Arbeitnehmervertretern und Herrn Piëch." Die Aktionärsschützer zeigten sich davon allerdings in der Aussprache nicht überzeugt.

Aktionärsschützerin: Samuelsson hat viel für MAN getan

Aber auch die Zukunft von MAN-Chef Hakan Samuelsson im Zusammenhang mit dem weiteren Lkw-Poker treibt die Anleger um. Er hatte das Unternehmen seit seinem Amtsantritt vor knapp zweieinhalb Jahren konsequent auf Profitablilität getrimmt, verlustträchtige Randaktivitäten abgespalten und so auch dem Aktienkurs auf die Sprünge geholfen. Eine mögliche Lkw-Allianz dürfe deshalb nicht auf eine Ablösung Samuelssons hinauslaufen, "denn Sie haben viel für MAN und die Aktionäre getan", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Auch der letztlich gescheiterte Übernahmeversuch sei prinzipiell "unternehmerisch und strategisch sinnvoll" gewesen, ist die Aktionärsschützerin überzeugt. "Leider haben sich die Großaktionäre quer gestellt, der Wunsch nach mehr Geld war wohl größer als die strategische Weitsicht." Auch SdK-Vertreter Petersen warnte Piëch davor, Samuelsson zu vergraulen. "Sie haben kürzlich gesagt, dass die Bestellung von Dr. Pischetsrieder ein Fehler war. Im Hinblick auf MAN kann man sagen: die Abberufung von Herrn Samuelsson wäre definitiv einer", erklärte der Aktionärsschützer, der Widerspruch gegen gegen den Einzug Piëchs in den Aufsichtsrat zu Protokoll gab, und seine Wahl in das Kontrollgremium überprüfen lassen will. (tso/dpa)

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