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Wirtschaft: MAN will Neoplan in Berlin komplett aufgeben

Die Münchner MAN AG verschärft nach einer erneut massiven Korrektur der diesjährigen Gewinnerwartungen ihren Stellenabbau spürbar. Statt wie bisher angekündigt 4000 Arbeitsplätze streicht der Maschinenbau- und Nutzfahrzeugproduzent bis Mitte 2002 konzernweit 6000 Arbeitsplätze, kündigte Konzernchef Rudolf Rupprecht in München an.

Die Münchner MAN AG verschärft nach einer erneut massiven Korrektur der diesjährigen Gewinnerwartungen ihren Stellenabbau spürbar. Statt wie bisher angekündigt 4000 Arbeitsplätze streicht der Maschinenbau- und Nutzfahrzeugproduzent bis Mitte 2002 konzernweit 6000 Arbeitsplätze, kündigte Konzernchef Rudolf Rupprecht in München an. Rund 5000 Stellen davon würden in Deutschland abgebaut. Die Aufstockung der Abbaupläne treffe alle Sparten.

Am stärksten leidet MAN unter der Talfahrt ihrer in der Gruppe dominierenden Nutzfahrzeug-Tochter, die 2001 allein für eine zusätzliche Ergebnisbelastung von 170 Millionen Euro sorgt, sagte Rupprecht. Größtes Einzelproblem sei der zugekaufte Lkw-Bauer Erf in Großbritannien. Der dort nun nach und nach aufgedeckte Bilanzbetrug habe "ungeheuerliche" Ausmaße und die eigene Gewinnrechnung "kalt erwischt". Statt zuletzt erwarteter 50 Millionen Euro muss MAN für die inzwischen ungeliebte Tochter nun 140 Millionen Euro abschreiben. Nach heutigem Kenntnisstand sei der Erwerb falsch gewesen, räumte Rupprecht unumwunden ein.

Das Erf-Personal werde jetzt auf 400 Mitarbeiter halbiert und die dortige Produktion zur verlängerten Werkbank für MAN-Lastwagen reduziert. "Wir mussten rasch ein neues Konzept aus dem Hut zaubern," beschrieb der MAN-Chef die Notlage. Falls es nicht gelinge, mit dieser Radikalkur bei Erf ab 2003 wieder schwarze Zahlen zu erreichen, sei die Frage einer Weiterführung der dortigen Produktion berechtigt. Dann hätte MAN bei Erf wohl endgültig "mit Zitronen gehandelt". Aber auch das Lkw-Geschäft mit der Stammmarke MAN läuft derzeit unter dem Druck der eintrübenden Konjunktur schlecht. Preisdruck und rückläufige Produktion seien die Folge. Dazu kämen hausgemachte Belastungen durch die parallele Produktion einer neuen und der alten Lkw-Reihe, deren Auswirkungen man unterschätzt habe, gestand Rupprecht. Im Laufe des kommenden Jahres soll das Problem endgültig behoben sein.

Weiter defizitär sei zudem die Omnibus-Sparte und zwar sowohl bei der Marke MAN als auch bei der jüngst zugekauften Marke Neoplan. Vor Steuern haben Busse im Konzern nach neun Monaten 2001 für einen Verlust von 44 Millionen Euro gesorgt. Insgesamt ist das Nutzfahrzeuggeschäft bis Ende September mit 56 Millionen Euro im Minus. MAN will deshalb, wie bereits früher angekündigt, hier zu Lande 4000 Stellen in dieser Sparte streichen und Produktionsanteile in die Niedriglohnländer Polen und die Türkei verlagern. Davon betroffen sind die MAN-Werke in München, Penzberg, Salzgitter, Gustavsburg und Nürnberg sowie der Neoplan-Standort in Berlin, der komplett als Produktionsstätte aufgegeben wird. Es sei nicht auszuschließen, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren im Busgeschäft auch bei Neoplan weitere Verlagerungen nach Osteuropa anstünden, sagte Rupprecht. Die Misere im Nutzfahrzeuggeschäft und vergleichsweise kleinere Probleme bei der Hütten- und Walzwerkstechnik des zu MAN zählenden SMS-Verbunds erzwinge für dieses Jahr mehr als eine Halbierung der zuletzt noch prognostizierten Vorsteuerergebnisse des Konzerns auf 200 Millionen Euro.

tmh

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