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Leidenschaftlich, mit persönlichen Bekenntnissen und anschaulichen Beispielen: Familienministerin Schwesig auf der Diversity-Konferenz des Tagesspiegels.

© Kai-Uwe Heinrich

Manuela Schwesig auf der Diversity-Konferenz: "Ich freue mich auf den weiteren Kampf"

Familienministerin Manuela Schwesig pocht hartnäckig auf die Frauenquote – und entdeckt überall Argumente für Vielfalt.

Von Hans Monath

Für die sozialdemokratische Bundesfamilienministerin schien es fast ein Heimspiel: Auf der Diversity-Konferenz von Tagesspiegel und Charta der Vielfalt warb Manuela Schwesig am Donnerstag leidenschaftlich, mit persönlichen Bekenntnissen und anschaulichen Beispielen für ihre Zentralprojekte und nahm in der Begründung der eigenen Politik immer wieder Grundgedanken der Charta auf. Für die Familienarbeitszeit fand sie ebenso „Diversity“-Argumente wie für das flexible Elterngeld oder für die momentan hoch umstrittene Frauenquote.

Sie ist aus Sicht der Ministerin ein besonders wichtiges Vorhaben, auch wenn der Regierungspartner nun gegen die im Koalitionsvertrag verabredete Frauenförderung Front macht. In der Ressortabstimmung haben die von der Union geführten Ministerien Bedenken dagegen angemeldet – womöglich muss über die Differenzen innerhalb der Koalition auf höchster politischer Ebene entschieden werden. Glaubt man der Familienministerin, fühlt sie sich für diesen Kampf gut gewappnet. „Ich freue mich, dass es so viel Widerstand gibt gegen das Gesetz, weil es Wirkung zeigt“, sagte sie und warb um Zustimmung: „Ich freue mich auf den weiteren Kampf und hoffe, dass ich den einen oder anderen hier überzeugen konnte, mitzumachen.“

Nicht weniger als ein "historischer Durchbruch"

Entschieden verteidigte Schwesig das von ihr vorangetriebene Quoten-Gesetz, das nach mehr als 30-jähriger folgenloser Debatte in Deutschland Besserung verspreche: „Obwohl immer wieder – Steine wollte ich fast sagen, man kann schon von Brocken reden – reingeworfen werden, wird dieses Gesetz kommen“, sagte sie und stellte klar: „Ich werde mich nicht unter Zeitdruck setzen lassen.“

Das Gesetz sei nicht weniger als ein „historischer Durchbruch“ und werde einen Paradigmenwechsel für Vielfalt einleiten. Dafür gab es viel Applaus – ebenso wie für den Hinweis auf eine aktuelle Studie von Crédit Suisse, die ähnlich wie frühere Untersuchungen zu dem Schluss kommt, dass Unternehmen mit gemischten Entscheidungsteams bei der Kapitalrendite, dem Betriebsergebnis und dem Aktienkurs besser abschneiden als männerdominierte Firmen. Zudem würden Firmen mit gemischten Teams weniger riskant wirtschaften. „Angesichts dieser klaren Zahlen muss ich mich wundern, dass man diese wirtschaftlichen Fakten so ignoriert.“

Schwesig: Partnerschaftlichkeit ist das neue Familienthema

Entlastung der Wirtschaft wegen verschlechterter Konjunktur forderten gegenwärtig viele, sagte Schwesig. „Wir müssen die Männer in den Vorständen und Aufsichtsräten von dem Druck entlasten, alle Entscheidungen alleine treffen zu müssen“, sagte sie – auch vom „Wettbewerbsnachteil einheitlich zusammengesetzter Führungsteams und Belegschaften“ müsse die Wirtschaft entlastet werden.

Auch in ihrem Werben für andere von Teilen der Wirtschaft kritisch gesehene Projekte ihres Ministeriums wie etwa die Familienarbeitszeit griff die Sozialdemokratin wieder auf ihr zentrales Argument zurück: „Das ist keine Belastung der Wirtschaft, das ist eine Entlastung.“

Die Förderung von Partnerschaftlichkeit in der Familie hat sich die Sozialdemokratin als wichtiges Ziel für die Legislaturperiode vorgenommen. Für die große Mehrheit der jüngeren Generation sei Partnerschaftlichkeit „das neue Familienthema“, meinte die 40-jährige Politikerin. Mehr als 90 Prozent der jungen Menschen seien heute der Meinung, dass sich beide Eltern um die Kinderbetreuung kümmern sollten. Auch wollten viele Männer weniger als 40 Stunden und viele Frauen mehr als nur halbtags arbeiten.

Acht Ministerien bekennen sich zur Charta der Vielfalt

Doch zu häufig sperrten sich Betriebe gegen solche Wünsche, wenn es etwa um Führungspositionen gehe – und das obwohl sie es sich wegen des Fachkräftemangels eigentlich nicht leisten könnten, das Potenzial gut ausgebildeter Frauen links liegen zu lassen. „Wir müssen die Vielfalt der Familie anerkennen, auch im Arbeitsleben“, forderte die Ministerin leidenschaftlich.

Aber auch weit über die Wirtschaft hinaus hat der „Diversity“-Gedanke laut Manuela Schwesig einen grundlegenden Wert: „Die Anerkennung von Vielfalt und der Respekt vor der Gleichwertigkeit aller Menschen ist die Basis eines solidarischen Zusammenlebens“, meinte sie: „Ich will in einer Gesellschaft leben, in der Unterschiede normal sind.“

Kaum hatte sie ihre Rede beendet, unterzeichnete die Politikerin die Charta der Vielfalt – acht Bundesministerien bekennen sich nun zu ihr. Und die Familienministerin gab noch ein Versprechen ab für künftige „Diversity“-Gipfel: „Heute bin ich da und komme gerne wieder.“

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