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Harald Ehlert brachte als Geschäftsführer die Treberhilfe wegen Verschwendung von Spendengeldern in die Schlagzeilen.

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Die Folgen des Treberhilfe-Skandals: „Maserati-Harry“ wirkt nach

Viele Menschen brauchen sie: Kranke und Behinderte ebenso wie Obdachlose und Flüchtlinge. Doch Berlins Sozial-Unternehmer spüren bis heute Folgen des Treberhilfe-Skandals. Auf einem Branchentreffen suchen sie Wege, damit abzuschließen.

Sie kümmern sich um Pflegebedürftige, versorgen Behinderte, betreuen Kranke, Flüchtlinge oder Migranten: Ihre Arbeit im Sozialbereich eint die Unternehmer und Verbandsvertreter, die sich am Dienstag an der Oranienburger Straße versammelt haben. Der Verein Gesundheitsstadt Berlin hatte unter dem Motto „Soziales Unternehmertum als dritter Weg – Chance für Berlin“ ins Centre Monbijou eingeladen. Dabei wollten sie unter anderem der Frage auf den Grund gehen, was die Wirtschaft mit dem Begriff soziales Unternehmertum verbindet, welche Möglichkeiten aus dem scheinbaren Paradoxon erwachsen und mit welchen Problemen der Wirtschaftszweig zu kämpfen hat.

Die Branche ist stigmatisiert

Heiner Geißler, CDU-Politiker und ehemaliger Bundesminister, hatte in einem Impulsvortrag zum Auftakt der Veranstaltung auf die aus seiner Sicht zentrale Bedeutung der Arbeit der Sozialwirtschaft für die Gesellschaft hingewiesen: Dem Einsatz der Unternehmen für Menschen mit körperlicher, geistiger oder sonstiger Einschränkung sei es zu verdanken, dass dieser Personenkreis überhaupt Teil der Gesellschaft bleiben könne und nicht an den Rand gedrängt werde.

Mit diesem Maserati-Dienstwagen begann der Skandal um die soziale Einrichtung.

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Aus den Vorträgen von Vorständen und Geschäftsführern von Sozialverbänden und Unternehmen, die am Nachmittag ans Rednerpult treten, kristallisieren sich zwei Aspekte heraus, die die Branche besonders bewegen. Nicht nur einmal klingt an, dass der Wirtschaftszweig in der öffentliche Wahrnehmung offenkundig besonders durch den Skandal bei der Berliner Treberhilfe nachhaltig stigmatisiert ist. Deren damaliger Geschäftsführer Hans-Harald Ehlert hatte als Chef der gemeinnützigen Einrichtung unter anderem einen Luxuswagen gefahren. Boulevardzeitungen tauften ihn „Maserati-Harry“. Doch nicht nur in der Öffentlichkeit habe Ehlerts Gebaren Misstrauen hervorgerufen, sagt Norbert Prochnow, Chef des Unionshilfswerks. „Auch die Branche hat das noch nicht verarbeitet.“

Gewinne erwirtschaften: "Das ist okay"

Friedrich Kiesinger betreut mit seinem Unternehmen Albatros Flüchtlinge und Migranten. Aus seiner Sicht müssen die Akteure der Sozialwirtschaft vor allem mit einem Vorurteil aufräumen: Dass Betriebe, die in ihrer täglichen Arbeit Menschen helfen, keinen Gewinn erwirtschaften dürfen. Doch das sei ein Problem, sind sich die Redner auf dem Podium einig. „Wir müssen der Bevölkerung klarmachen, dass es ohne Überschüsse gar nicht geht“, sagt etwa Norbert Prochnow, der seit 1983 in der Sozialwirtschaft tätig ist. Sein Unternehmen mit 1900 Mitarbeitern versorgt unter anderem Pflegebedürftige und Todkranke in Hospizen.

Thomas Meißner, Vorstand des Anbieterverbands qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen, hält neben der mangelnden gesellschaftlichen Anerkennung vor allem die derzeitigen Löhne in dem Wirtschaftszweig für ein Problem. „Wir liefern eine ethische Dienstleistung“, sagt er. „Sie muss genauso bezahlt werden wie andere Dienstleistungen auch.

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