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Wirtschaft: Medienmarkt: Telekom hat noch mehr Bieter für das Kabel

Die Deutsche Telekom verhandelt noch nicht mit anderen Interessenten über ihr Kabelnetz. Das sagte ein Telekom-Sprecher dieser Zeitung.

Die Deutsche Telekom verhandelt noch nicht mit anderen Interessenten über ihr Kabelnetz. Das sagte ein Telekom-Sprecher dieser Zeitung. Am Donnerstag hat das Bundeskartellamt wie erwartet eine Abmahnung an den US-Konzern Liberty geschickt, der das Kabelnetz für 5,5 Milliarden Euro kaufen wollte. Es gebe jedoch andere Interessenten, heißt es bei der Telekom. Für die deutschen Kabelkunden bedeutet das: Wenn der Verkauf platzt, werden sie weitaus länger warten müssen, bis das Netz modernisiert und aufgerüstet wird.

Bei dem Kabelverkauf geht es um das Breitbandkabelnetz, das die Telekom fast überall in Deutschland verlegt hat. Bisher kann man damit nur fernsehen. Wenn das Netz jedoch modernisiert und aufgerüstet würde, könnte man es auch für schnelle Internet-Zugänge, zum Telefonieren und für interaktives Fernsehen benutzen. Wirtschaftspolitiker sehen darin eine Möglichkeit, eine Konkurrenz zum Telefongeschäft der Telekom aufzubauen.

Das Bundeskartellamt will Liberty die Übernahme von 60 Prozent des Telekom-Kabelnetzes jedoch verbieten, wenn der amerikanische Medienkonzern nicht doch noch zu Zugeständnissen bereit ist. "Die Abmahnung bedeutet noch keine endgültige Entscheidung", sagte Kartellamtspräsident Ulf Böge. "Nach der Analyse des Bundeskartellamtes haben die Unternehmen jedoch bislang nicht nachweisen können, dass die negative Wirkung auf den Kabelmärkten durch Verbesserungen der Wettbewerbsbedingungen auf anderen Märkten überwogen wird."

Die Wettbewerbshüter hatten seit längerem Bedenken gegen die Übernahme des Kabelnetzes durch Liberty geäußert. Das Unternehmen ist nämlich bereits an anderen Netzbetreibern - EWT/tss und Primacom - beteiligt und will auch Telecolumbus erwerben. Zudem würde Liberty nach der Übernahme nicht nur die Infrastruktur (das Kabel), sondern auch die Inhalte (die Programme) kontrollieren. Denn Liberty ist außerdem an großen Medienfirmen wie Rupert Murdochs News Corporation beteiligt. Daher hatten sich auch deutsche Medienkonzerne sowie die öffentlich-rechtlichen Sender beim Kartellamt gegen eine Genehmigung der Übernahme ausgesprochen. Sie befürchten, dass Liberty eigene Programme bevorzugt ins Kabelnetz einspeisen könnte.

Liberty-Präsident Robert Bennett erklärte in einer ersten Stellungnahme in Englewood im US-Staat Colorado, man werde nun prüfen, ob den Bedenken Rechnung getragen werde und der Kauf dennoch profitabel sein könne. Liberty Media hat bis zum 15. Februar Zeit, die Bedenken der Wettbewerbshüter zu entkräften. Eine endgültige Entscheidung will das Kartellamt bis zum 28. Februar fällen.

Für die Deutsche Telekom droht ein 5,5-Milliarden-Euro-Geschäft zu platzen. Doch noch bleibt man in der Bonner Konzernzentrale gelassen. Zunächst wolle man in der mehr als 70-seitigen Stellungnahme des Kartellamts prüfen, woran sich die Behörde störe. "Das Geschäft ist noch nicht vom Tisch", sagte ein Telekom-Sprecher. Noch werde auch nicht mit anderen Interessenten verhandelt. "Wir haben mit Liberty Exklusivität vereinbart." Als Interessenten gelten unter anderen ein Konsortium um die Deutsche Bank, auch die Düsseldorfer WestLB und der britische Finanzmakler Compere Associates wurden als potenzielle Käufer des Kabelnetzes der Telekom genannt.

Für den Schuldenabbau hat Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick die Erlöse aus dem Kabelnetzverkauf bereits eingeplant. Bis Jahresende soll der Schuldenberg von 65 Milliarden auf 50 Milliarden Euro reduziert werden. Neben dem Kabelverkauf will Eick auch die Erlöse aus dem geplanten Börsengang der T-Mobile International AG für den Schuldenabbau einsetzen.

Analysten halten ein Scheitern des Verkaufs jedoch nicht für eine Katastrophe für die Telekom. "Das ist absolut kein Problem. Die Telekom ist nicht überschuldet", sagt Joeri Sels vom Bankhaus Julius Bär. Frank Wellendorf sieht im Absturz der T-Aktie seit Bekanntwerden der ablehnenden Haltung des Kartellamts eine Übertreibung: Der Kurs habe um fünf Prozent nachgegeben, was einem Wertverlust von vier Milliarden Euro entspreche. "Von der jetzigen Basis sehe ich Erholungspotenzial." Am Donnerstagabend notierte die Aktie bei 16,92 Euro 1,2 Prozent im Minus.

vis

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