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Wirtschaft: Medienunternehmen übernimmt 50 Prozent an Slec - Bernie Ecclestone begrüßt den Einstieg

Die Unterföhringer EM-TV AG geht in der Formel Eins an den Start. Der TV-Rechtehändler übernimmt 50 Prozent der Formel Eins-Holding Slec und steigt damit auch maßgeblich in den Handel von Sportrechten ein.

Die Unterföhringer EM-TV AG geht in der Formel Eins an den Start. Der TV-Rechtehändler übernimmt 50 Prozent der Formel Eins-Holding Slec und steigt damit auch maßgeblich in den Handel von Sportrechten ein. Der Kaufpreis beträgt gut 1,4 Milliarden Mark in bar sowie zehn Millionen EM-TV-Aktien, teilte der Konzern in Unterföhring bei München mit. Dabei werde ein Kurs von 110 Euro zu Grunde gelegt, was einen Gesamtpreis von 3,6 Milliarden Mark bedeutet, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Ferner besitze EM-TV eine Option über ein weiteres Viertel an Slec. Die könne binnen eines Jahres ausgeübt werden.

Der Erwerb sei der "wichtigste Einzeldeal in der Geschichte von EM-TV", kommentierte Konzernchef und Großaktionär Thomas Haffa. Verkäufer der Slec-Anteile sind die Londoner Morgan Grenfell Private Equity, die bislang 12,5 Prozent hielten, und die US-Investmentgesellschaft Hellman & Friedman, auf die 37,5 Prozent entfielen. Die andere Hälfte der Formel-Eins-Holding bleibt vorerst beim Familientrust um Bernie Ecclestone, der den Einstieg von EM-TV begrüßte. Der als "Pate der Formel Eins" bekannte Brite steht kurz vor der Vollendung seines 70. Lebensjahrs. Zusammen mit EM-TV wird Ecclestone die Formel Eins vorerst "absolut paritätisch" managen, sagte eine EM-TV-Sprecherin. In der Branche gilt es allerdings als wahrscheinlich, dass die EM-TV-Option zum Tragen kommt und der Brite ein Viertel seiner Slec-Anteile abgibt. Das dürfte die Unterföhringer nochmals knapp zwei Milliarden Mark kosten.

Mit einer Aufstockung auf 75 Prozent hätte die bislang durch den TV-Rechtehandel für Kinderfilme und Merchandising-Produkte bekannte EM-TV die klare Kontrolle über die Formel Eins, die als eine der global lukrativsten Sportveranstaltungen gilt. Slec hat damit dem Vernehmen nach im letzten Jahr rund 900 Millionen Mark Umsatz gemacht und etwa die Hälfte davon als Gewinn verbucht. In diesem Jahr peilt Slec über 1,1 Milliarden Mark Erlös an. EM-TV erwartet in den nächsten Jahren ein Wachstum der Formel Eins von rund 25 Prozent pro Saison. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen schreibt EM-TV-Finanzchef Florian Haffa der neuen Beteiligung eine Umsatzrendite von gut 50 Prozent zu. Frühestens 2001 soll die Formel-Eins-Holding an die Börse.

Die Rennserie gelte als bekannteste Sportveranstaltung der Welt. In der Saison 1999 seien ihre 16 Rennen für insgesamt über 4,5 Milliarden Zuschauer in über 200 Ländern und von 120 TV-Stationen live übertragen worden. EM-TV will sie unter anderem auch im Internet vermarkten und Rennen verstärkt in Amerika sowie dem Mittleren Osten veranstalten. So steht schon diese Saison das Rennen im US-amerikanischen Indianapolis auf dem Programm.

Bei dem im Neuen Markt notierten und rasant wachsenden Börsenliebling EM-TV sorgte der Einstieg in den Motorsport für ein zeitweise mehrprozentiges Absinken des Aktienkurses. Im Xetra-Handel notierte das Papier um 14.40 Uhr bei rund 90 Euro, ein Minus von fünf Prozent. Börsenkenner begründeten das mit dem als zu hoch erachteten Kaufpreis. Nach der jüngsten Übernahme der Muppet-Firma The Henson Company ist der Slec-Erwerb die zweite Großakquisition der Unterföhringer in wenigen Wochen. Indessen wird in der TV-Branche über die möglichen Folgen des EM-TV-Einstiegs bei der Formel Eins spekuliert. So sei geplant, die Übertragungsrechte an den Rennen künftig einzeln zu versteigern und in einem Land keinem Einzelsender mehr die gesamte Rennserie zu verkaufen.

In der deutschen Fernsehlandschaft hat sich RTL die Übertragungsrechte bis 2003 für dem Vernehmen nach 50 Millionen Mark jährlich gesichert. Anders als etwa mit der Fußball-Champions League ist nach Branchenangaben durch TV-Werbung für Fernsehsender noch viel Geld mit der Formel Eins zu verdienen.

tmh

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