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MEHR NETTO Wie Sie bei Strom und Gas sparen können: Stecker raus, Fenster zu!

Unsere Test-Haushalte können ihre Kosten um bis zu 450 Euro im Jahr senken „Man findet überall etwas“, sagt Experte Kleemann

112,48 Euro zahlt Franziska Dill jeden Monat als Vorschuss für ihre Heizkosten. Nachdem sie an unserer Serie teilgenommen hat, dürfte das künftig weniger sein. Um die 300 Euro Heizkosten könnte die Berlinerin im Jahr sparen, wenn der Vermieter die undichten Fenster reparieren und auch sie selbst in Zukunft mehr auf die Heizkosten achten würde, sagt Ingenieur Ulrich Kleemann. Der Experte, bei der Verbraucherzentrale Berlin für die Energieberatung zuständig, hat unsere drei Modellhaushalte besucht und geprüft, wie sie Energiekosten sparen können – unabhängig von einem Wechsel des Versorgers.

„Man findet in jedem Haushalt etwas“, berichtet Kleemann aus seiner langjährigen Berufspraxis. Bei Franziska Dill, der pensionierten Lehrerin, sind es in ihrer Lichterfelder Altbauwohnung vor allem die Fenster. Diese zu reparieren ist Sache des Vermieters. Aber auch die Mieterin müsse einige Gewohnheiten ändern, fordert der Energieberater.

Heizkörper frei lassen: Frau Dill sollte nicht länger die Heizkörper als Wäschetrockner missbrauchen, meint Kleemann. Außerdem sollte sie ihre Möbel von den Heizkörpern abrücken. „Der Mindestabstand sollte zehn bis 15 Zentimetern betragen“, weiß der Sachverständige. Denn sonst kann die warme Luft nicht zirkulieren.

Löcher in die Fensterbänke bohren: Gleiches gilt für die Fensterbänke, die bei Frau Dill zu dicht über den Heizkörpern montiert sind. Hier empfiehlt Kleemann, Löcher in die Fensterbank zu bohren, damit sich die warme Luft im Raum entfalten kann. Und hinter die Heizkörper sollte die Mieterin Alufolie kleben, damit die Wärme in den Raum abstrahlt.

Wohnungstür isolieren. Die Wohnungstür, eine Holztür, schließt nicht richtig. Daher entweicht warme Luft in den Hausflur. Die Lösung: einen Vorhang hinter der Tür aufhängen oder Filzstreifen auf den Türrand kleben, um die Lücke abzudichten.

Dachfenster dämmen: Auch im gemieteten Reihenhaus der Familie Kron in Glienicke gibt es einiges zu tun, hier allerdings vor allem für die Vermieterin. Denn an den schrägen Dachfenstern bilden sich Feuchtigkeit und Schimmel. Der Grund: Die Dämmung ist unvollständig, es entsteht eine Wärmebrücke. Der Schimmel gefährdet die Gesundheit, zudem entstehen unnötig hohe Energiekosten. Rund zehn Prozent der Heizkosten – also rund 140 Euro im Jahr – lassen sich sparen, wenn der Mangel beseitigt ist, sagt Kleemann. Aber das ist nicht das einzige Problem im Haus. Auch die Rollladenkästen sind nicht vernünftig gedämmt. Wären die Hohlkörper mit Styropor ausgekleidet, würde das rund 100 Euro im Jahr an Heizkosten sparen.

Stecker ziehen: Sparpotenziale sieht Ingenieur Kleemann auch beim Strom. Die Familie Kron leistet sich gleich in mehreren Räumen stromfressende Kombigeräte. Ob Uhrenradio oder Mikrowelle mit Uhr, all diese Geräte verbrauchen – wegen der Uhr – ständig Strom. Das verursacht unnötige Kosten von rund 35 Euro im Jahr. Hinzu kommen noch die Geräte, die selbst dann Strom ziehen, wenn sie ausgeschaltet sind. Der Fernseher etwa und die große 300-Watt-Stehlampe im Wohnzimmer. Allein der Deckenfluter belastet die Stromrechnung mit acht Euro im Jahr, ohne dass er in Betrieb ist. Um das zu verhindern, empfiehlt Kleemann abschaltbare Steckdosen oder „Stecker raus“. Insgesamt ergeben sich bei der Familie Einsparmöglichkeiten von 275 Euro im Jahr.

Kellerdecke isolieren: Auch für das Paar Casper hat sich der Besuch des Energieberaters gelohnt. Rund 450 Euro im Jahr können die Reinickendorfer bei ihrem Einfamilienhaus sparen, wenn sie den Tipps des Experten Folge leisten. Dazu muss Axel Casper die Decke im Keller mit vier bis sechs Zentimeter dickem Styropor bekleben. Denn sonst heizen die Reinickendorfer ihren Keller ungewollt mit (jährliche Ersparnis: 200 Euro). Allerdings müssen sie dafür einmalig zwischen 700 und 1000 Euro für die Styroporplatten investieren – je nachdem, welches Material sie wählen. Die Dämmung der Rollladenkästen und die Nachrüstung der Dachfenster würde im Jahr weitere 200 Euro bringen. Hier müssten die Caspers für die dazu nötige Mineralwolle einmalig ingesamt 100 Euro ausgeben. Mit ausschaltbaren Steckdosen für Computer und Fernseher könnte man die Ausgaben um weitere 50 Euro im Jahr reduzieren.

Axel und Marianne Casper haben auf ihrem Dach eine Fotovoltaik-Anlage, mit der sie Strom erzeugen, und Sonnenkollektoren fürs Warmwasser. Während sich die Warmwasseraufbereitung lohnt, ist die Fotovoltaik-Anlage wegen der Südsüdwest-Lage nicht optimal. „Solche Anlagen sollten in reiner Südlage montiert werden“, empfiehlt der Experte.

Heike Jahberg

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