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Lange Wege. Sieben Großflugzeuge oder elf Kurzstreckenjets können am neuen Terminal andocken.

© REUTERS

Flughäfen: Mehr Platz in Frankfurt

Während Berlin noch baut, wird in Frankfurt schon gefeiert. Der größte deutsche Flughafen hat einen riesigen neuen Flugsteig. Marktführer Lufthansa aber will noch mehr.

Berlin/Frankfurt am Main - Das Projekt hat zwar nicht die Dimensionen des neuen Berliner Großflughafens, aber es ist auch nicht gerade klein: 800 Millionen Euro haben der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport und die Lufthansa in den neuen Flugsteig A-Plus am größten Flughafen des Kontinents investiert. Begonnen haben die Bauarbeiten im Dezember 2008, jetzt werden die allerletzten Arbeiten erledigt, der Probebetrieb mit mehr als 2000 Testpassagieren ist erfolgreich über die Bühne gegangen. Am Dienstag wurde der gewaltige Bau von Lufthansa-Chef Christoph Franz und Stefan Schulte, erster Mann des Flughafenbetreibers Fraport, offiziell eröffnet. Am 10. Oktober werden an A-Plus die ersten Maschinen andocken und die ersten Passagiere ankommen und abfliegen. Für Franz setzt das Bauwerk Maßstäbe. Damit sei Frankfurt wieder vorne in der Spitzengruppe der europäischen Airports.

Insgesamt können an dem neuen Gebäude sieben Großflugzeuge vom Typ Airbus A 380 oder Boeing 747-8 andocken oder alternativ elf Kurzstrecken- Jets. Mit sechs Millionen Passagieren pro Jahr sollen im neuen A-Plus-Terminal genauso viele Fluggäste empfangen und verabschiedet werden wie am Flughafen Hannover insgesamt. Es sei das größte Hochbauprojekt in Frankfurt seit der Inbetriebnahme des Terminals 2 vor 18 Jahren gewesen, sagt Fraport-Chef Schulte.

2011 wurden in Frankfurt rund 56 Millionen Passagiere gezählt, jetzt könnten bis zu 65 Millionen abgefertigt werden. Die Hälfte aller Passagiere in Frankfurt steigt dort in ein anderes Flugzeug um. Lufthansa will mit dem Terminal die Umsteigezeiten für Passagiere, die vor allem aus Nordamerika ankommen und von Frankfurt aus zu Zielen in Deutschland und Europa weiterfliegen oder umgekehrt, von 60 auf 45 Minuten drücken. Neben der Lufthansa werden auch Partnergesellschaften aus dem Luftfahrtbündnis Star Alliance das Terminal nutzen.

Hinter den Kulissen ist die Stimmung freilich nicht so gut wie bei der offiziellen Einweihungsfeier. Denn aus Sicht der Lufthansa – mit 70 Prozent Marktanteil (inklusive Partnern) größter Kunde des größten deutschen Airports – ist das Angebot in Frankfurt noch längst nicht optimal. Zusätzlich zu den von Fraport investierten rund 760 Millionen Euro gab die Fluggesellschaft für den Bau und die Einrichtung von fünf neuen Lounges für Vielflieger rund 40 Millionen Euro aus. Doch damit ist es aus Sicht der Lufthansa nicht getan. Nicht nur wegen der bisherigen Dauerbaustellen ist der Heimatflughafen der Airline bei den Umsteigepassagieren unbeliebt. Auch künftig gehört er zu den Airports mit den längsten Wegen. Bis zu zwei Kilometern sind es vom äußersten Gate des Neubaus bis zur entferntesten Position in Flugsteig A oder B.

Die Lufthansa möchte deshalb den Skytrain erweitern. Der Flugsteig A-Plus soll an die automatische Flughafenbahn angeschlossen werden, der Bahnhof im Flugsteig A verlegt werden. Und der Bahnhof im Flugsteig B soll so umgebaut werden, dass die Passagiere nicht erneut durch die Sicherheitskontrolle müssen. Doch Fraport tut sich dem Vernehmen nach schwer. Inzwischen wird das Thema auf Vorstandsebene diskutiert. Bei der Lufthansa denkt man auch schon an eine Erweiterung des Flugsteigs A-Plus. Auf dessen Nordseite könnten weitere Gates für nochmals sechs Millionen Reisende entstehen. Auch diese Pläne stoßen bei Fraport auf wenig Gegenliebe. Die Betreibergesellschaft, an der Lufthansa zehn Prozent der Anteile hält, will lieber im Südteil des Flughafens bauen.

So gilt das Verhältnis zwischen Fraport und seinem besten Kunden zumindest hinter den Kulissen als getrübt. Den Flughafenverantwortlichen wirft man nach Informationen des Tagesspiegels vor, den internationalen Wettbewerb der Flughäfen nicht ausreichend zu berücksichtigen. Gerade die Lufthansa beklagt seit Jahren die wachsende Konkurrenz aus dem Ausland, insbesondere durch Fluggesellschaften und Airports aus den Golfstaaten.

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