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Wirtschaft: Mehr von den Armen

In Griechenland grassiert die Steuerhinterziehung. Während Arbeiter zahlen, drücken sich Reiche.

Athen - Die griechische Regierung wird nicht müde, Steuersündern den Kampf anzusagen. Aber die Erfolge sind bisher bescheiden. Während Arbeiter, Angestellte und Rentner vom Fiskus von Jahr zu Jahr stärker zur Kasse gebeten werden, zahlen die griechischen Selbstständigen immer weniger Steuern.

Die Steuerhinterziehung ist eine der Ursachen der griechischen Schuldenkrise, die das Land Anfang 2010 an den Rand des Staatsbankrotts brachte. Nur mit internationalen Hilfskrediten kann es sich über Wasser halten. Ausgezahlt wurden bisher knapp 201 Milliarden Euro. Auf der Liste der Reformaufgaben, die Griechenland auf Druck der Troika umsetzen muss, stehen der Umbau der Steuerverwaltung und der Kampf gegen die Steuerhinterziehung ganz oben.

Die jetzt veröffentlichten Daten zum Steueraufkommen 2012 zeigen, wie wenig dabei bisher erreicht wurde. Die Steuerhinterziehung wird nicht weniger, sie nimmt sogar zu. Die Zeche zahlen jene, die ihre Einkommen nicht verstecken können: die 4,8 Millionen griechischen Rentner, Angestellten und Arbeiter. Demnach ist das Durchschnittseinkommen der abhängig Beschäftigten und der Rentner wegen der Krise gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent zurückgegangen, nämlich von 17 928 auf 14 640 Euro. Trotzdem führte diese Gruppe 52 Prozent mehr Steuern an den Fiskus ab als im Vorjahr. Gründe sind Steuererhöhungen für kleine und mittlere Einkommen und gestrichene Freibeträge.

Die griechischen Selbstständigen leisten dagegen einen immer kleineren Beitrag zum Steueraufkommen. Ihre durchschnittliche Steuerbelastung fiel im vergangenen Jahr um 17,7 Prozent von 4 378 auf 3 603 Euro. Glaubt man den Steuererklärungen, lebt die Mehrheit der griechischen Selbstständigen unter der Armutsschwelle: Sechs von zehn deklarierten 2012 Einkommen von weniger als 500 Euro im Monat. Dass die Wirklichkeit eine andere ist, weiß in Griechenland jeder, der schon einmal die Dienste eines Arztes, Rechtsanwalts oder Handwerkers in Anspruch genommen hat. Die meisten dieser Selbstständigen rücken Quittungen, wenn überhaupt, nur widerwillig heraus.Gerd Höhler

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